Schlossgeschichten

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Foto: Sรถren Mรผller

Grimma. Seit 2013 ist das sanierte Grimmaer Schloss Sitz des รถrtlichen Amtsgerichts. Einst gab es dort sogar ein Gefรคngnis.

Bereits im 19. Jahrhundert wurde รผber Recht und Unrecht im Schloss entschieden und damals gehรถrte auch ein Gefรคngnis dazu. In den 50iger Jahren konnte man aus den Hinterhรคusern der BrรผckenstraรŸe in den Gefรคngnishof sehen. So war der Gefรคngnishof  den รœberlieferungen nach ein rechteckiger, mit hohen Mauern umgebener, schmaler Hof. So mussten die Insassen, natรผrlich unter den wachsamen Augen eines bewaffneten Polizisten, damals hintereinander im Kreis laufen. Im Zuge der Restaurierung wurden die Mauern in den 2000ern abgerissen um Platz fรผr den jetzigen Parkplatz zu schaffen.

Es war strengstens untersagt Fotos vom Objekt zumachen, gerade in den 60iger Jahren, als auch fรผr normale Bรผrger Fotoapparate erschwinglich wurden. Da musste so Mancher Tourist schon nachweisen, dass erden Auslรถser nicht gedrรผckt hatte ansonsten wurde der Film konfessziert. Rund um das Schloss waren vielerorts Bauarbeiten im Gange. Der Aufbau des Friedrich-Ludwig- Jahn-Stadions begann. Die Trรผmmer der ehemaligen Bรผrgerschule, die 1945 von den Amerikanern in Brand gesteckt wurde, schรผttete man der Wurzener StraรŸe entlang  zu einem Damm auf.

In der BrรผckenstraรŸe erรถffnete eine neue gut besuchte Kneipe, die sogenannte Ponybar. Der Name entstand aus dem Volksmund, weil es dort preiswerten Gulasch, Sauerbraten und auch andere Gerichte vom Pferd gab. Jรคhrlich zumโ€žTag der deutschen Volkspolizeiโ€œ wurde vor dem Schloss zum Appell angetreten. Das Banner โ€žVon der Sowjetunion lernen, heiรŸt Siegen lernenโ€œ gehรถrte dabei zum guten Ton und natรผrlich auch die DDR-Flagge.

Schon in den 80igern wurde das Amtsgericht renoviert. Die Arbeit wurde den Aufzeichnungen nach mit Rรผgener Schlemmkreide und dem legendรคren Puddingleim ausgefรผhrt. Sรคmtliche Rรคume wurden renoviert und mit der damals bekannten Gummiwalze mit Muster gestaltet.  Der groรŸe Verhandlungsraum bekam eine Kassettendecke. Nach gut drei Monaten waren die Arbeiten abgeschlossen.

Die Geschichte des Schlosses reicht aber weit bis ins 12. Jahrhundert zurรผck. Um 1200 wird die „Burg“ Grimma als markgrรคflich-meiรŸnische Wasserburg erbaut. Die Kapelle findet als erster Bau 1218 eine Erwรคhnung in den Urkunden. Wahrscheinlicher Grund des Erbaus war ein รœbergang รผber die Mulde und damit auch die Bewachung aus militรคrischer Sicht. Die Anlage entstand in einer Kaufmannssiedlung. Um 1400 und 1509 kommt es zu Umbauten. Der heutige Aufbau und Grundriss stammt aus dem 14. Jahrhundert.  Es entstanden der Ostflรผgel, ein Kornhaus im Westen und ein 1810 vollstรคndig abgetragener Turm an der Nordwestecke. Ab 1509 erfolgte der Ausbau zum reprรคsentativen Schloss.

Im Mittelalter diente die damalige „Burg“ wie schon erwรคhnt zur รœberwachung eines Muldeรผberganges. Im Westen befand sich eine Kaufmann- und Hรคndlersiedlung, zu der die Wasserburg mit einem Graben getrennt war. Der Graben wurde durch die Mulde mit Wasser gespeist. Heute sind die meisten Elemente der mittelalterlichen Wasserburg nur kaum erkennbar. Der Wassergraben, der die Anlage zum Ort hin schรผtzte, wurde im Laufe der Jahrhunderte wieder zugeschรผttet. Der Zugang erfolgt heute wie auch damals รผber das groรŸe Tor.

Der Hof wird seit 1400 von der West- und der Ostseite durch zwei hohe Gebรคude eingerahmt. Das westliche Gebรคude war das alte Kornhaus, das aufgrund mehrere Umnutzungen und Umbauten sein altes Bild leider zum Teil verloren hat. Im Osten steht der sogenannte Palas, der zahlreiche Elemente aus unterschiedlichen Epochen aufweist. Neben einem romanischem Fenster an der Nordseite, stรถรŸt man auf einen stark verzierten Dachgiebel und eine schlicht gehaltene, aber reprรคsentative AuรŸenfassaden. Der Norden des Hofes wird durch die alte Schildmauer geprรคgt, die im Nordwesten in einen Bergfried รผberging, der nur noch als Stumpf erhalten ist.  Zur Blรผtezeit der Anlage bildete die Nordseite die einzige Angriffsseite der Anlage. Der Bergfried war etwas ausgelagert um die Seite im Falle eines Angriffs bestreichen und verteidigen zu kรถnnen.