Leisenau/Schönbach. Weiterhin regt sich Widerstand gegen den geplanten Kiessandtagebau Leisenau. Ein weiterer Leserbrief hat uns erreicht:
Liebe Leserinnen, Liebe Leser,
stellen Sie sich vor, Sie sind Anfang 30 und ziehen aus der hektischen Großstadt auf´s Land. Sie haben das perfekte Haus hier im Muldental gefunden. Ein Haus mit einer Geschichte, die weit zurückreicht. Eines, das Freunde und Familie vor Begeisterung einen Moment innehalten lässt, denn es ist etwas ganz Besonderes. Eine alte Försterei, idyllisch zwischen zwei Auen an einem Bach im Wald gelegen. Ihr Traum wird wahr.
Stellen Sie sich die Ruhe vor und wie Sie sich nach jedem stressigen Arbeitstag in der Großstadt freuen nach Hause zu kommen. Seit einem Jahr haben Sie dieses Haus aufwendig saniert und zu einem geliebten Zuhause gemacht. Plötzlich spricht Sie ein Anwohner Ihres Dorfes an: „Wissen Sie denn schon, dass Sie bald neue Nachbarn haben werden? Die Kiesgrube hinter Ihrem Haus wird erweitert und wird Sie demnächst fast eingekreist haben. Schade um die Ruhe hier.“
So ist es uns ergangen. Wir, das sind Daniel L. und Mariele K. aus Leisenau, einem kleinen Ort zwischen Grimma und Colditz. Diese alte Försterei nennen wir seit etwa einem Jahr unser Zuhause. Beim Kauf ahnten wir nicht, dass für die Kiesgrube hinter unserem Haus noch Erweiterungen geplant sind. Nun werden sich viele von Ihnen denken „Na gut, Pech gehabt. Mein Problem ist das nicht.„. Lassen Sie uns erklären warum es dennoch nicht nur Einzelschicksale sind, die hiervon betroffen sein werden.
Vielleicht haben Sie inzwischen mitbekommen, dass das Planfeststellungsverfahren für den neuen Tagebau zwischen Leisenau und Schönbach läuft. Wenn nicht, wundern Sie sich nicht, es wurde schließlich kaum kommuniziert. Die Bekanntmachung erfolgte eher indirekt im Colditzer Amtsblatt (das viele, u.a. wir selbst, gar nicht erhalten). Erst nachdem die Veröffentlichung eines Leserbriefs im Amtsblatt abgelehnt wurde und sich die Anwohnerin an das Medienportal Grimma wandte, wo der Brief veröffentlicht wurde, erhielt die Bürgerinitiative eine Einladung zum Gespräch mit dem Bürgermeister der Stadt Colditz.
Auf die Forderung mehr Transparenz zu zeigen und wenigstens alle Anwohner und Betroffenen ordentlich über das Vorhaben zu informieren, kam der Vorschlag einer Informationsveranstaltung. Dort hätten die Heidelberger Sand und Kies GmbH (Betreiber des Sand- und Kieswerks in Leisenau und vieler weiterer hier in der Umgebung) und die Bürgerinitiative ihre Sicht der Dinge sachlich darlegen können. Der heidelberger Betrieb lehnte dies jedoch ab und bot stattdessen einseitige Führungen durch das bestehende Werk für direkte Anwohner an. Nicht die Transparenz und die vollumfängliche Betrachtung des Themas, die wir Bürger uns gewünscht hätten.
Besagtes Angebot erhielten wir vor wenigen Tagen mit einer Antwortfrist von teilweise nicht einmal 48 Stunden. Terminvorschläge wurden spontan u.a. noch für den Folgetag zu Zeiten, die kein normaler Arbeitnehmer oder ein Elternteil wahrnehmen könnte, angeboten. Man könnte fast meinen, dass die Stadt und der Betreiber kein Interesse daran haben sich den Fragen der Anwohner zu stellen.
Aber auch das betrifft Sie vermutlich nicht direkt. Ähnlich wie die geplante Aufhebung des Landschaftsschutzgebiets mit den zahlreichen besonders geschützten Tieren wie Uhu, Fischadler, Eisvogel oder Feldhase…Was viele jedoch nicht wissen, ist, dass selbst wenn die neue Sandgrube in Leisenau kommen sollte, damit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Schluss ist. Gemäß des Regionalplans Westsachsen gehören auch Großbothen, Otterwisch, Goßbardau, Großsteinberg, Naunhof, Bach, Pomßen, Leupahn und Sachsendorf zu den Vorranggebieten und können erschlossen oder erweitert werden. Wird die in Baden-Württemberg ansässige Firma sich wirklich sagen “Jetzt reicht es uns. Wir ziehen uns aus dem Muldental zurück?”. Wir denken nicht! Die Infrastruktur ist dann einmal da und wächst weiter an, warum also aufhören, wenn es so gut läuft?!
Noch ist der Tagebau nur vor unserer Haustür aber vielleicht auch bald vor Ihrer eigenen.
Bis zum 20.07.21 kann Einspruch beim Obergamt oder der Stadt Colditz erhoben werden. Näheres hierzu und weitere ausführliche Informationen erhalten Sie unter www.kein-tagebau-colditz.de . Am 22.07.21 wird die Thematik endlich auch im Stadtrat besprochen. Eine Abstimmung wird entscheiden, ob der Stadtrat das Vorhaben befürwortet. Dies wird öffentlich stattfinden und das Ergebnis wird bei der Entscheidung des Oberbergamts zur Genehmigung des neuen Tagebaus eine wichtige Rolle spielen. Bei der Sitzung wird eine Unterschriftenliste/Online-Petition vorgelegt werden. Wir möchten Sie bitten, diese unter dem folgenden Link www.openpetition.de/petition/online/kein-tagebau-zwischen-schoenbach-und-leisenau (auch anonym) zu unterschreiben, wenn Sie sich angesprochen fühlen.
Wir sind dankbar für jede Unterstützung und Hilfe. Lassen Sie uns die Natur, den Frieden und die Ruhe unserer schönen Heimat bewahren. Wir stemmen uns dagegen, auch damit Sie nicht bald selbst vor diesem Problem stehen, denn ein Ende ist nicht in Sicht.
Viele Grüße an alle Muldentaler
Daniel L. und Mariele K. aus Leisenau
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