Leipzig. Die Polizeidirektion Leipzig wies im Jahr 2016 mit 117.780 Fällen ein erheblich höheres Straftatenniveau als noch im Vorjahr auf (2015: 101.673 Fälle; +15,8 Prozent ). Auf 100.000 Einwohner entfielen damit 11.587 Straftaten Die Aufklärungsquote betrug 48,5 Prozent, was eine Zunahme um 0,9 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr darstellt. Insgesamt wurden 35.312 Täter in 57.119 Fällen ermittelt.
Für die kreisfreie Stadt Leipzig wurden 88.615 Fälle (Vorjahr: 73.614 Fälle; +20,4 Prozent) erfasst. Mit 47,2 Prozent fiel die Aufklärungsquote trotz erheblich zunehmender Fallzahlen höher als im Vorjahr (46,0 Prozent) aus. Für den Landkreis Leipzig (15.713 Fälle) sanken die registrierten Fälle geringfügig um 0,8 Prozent (Vorjahr: 15.847 Fälle). Im Landkreis Nordsachsen (13.452 Fälle) stieg die Anzahl der registrierten Fälle um 10,2 Prozent (Vorjahr: 12.212 Fälle). Im Landkreis Leipzig erhöhte sich die Aufklärungsquote auf 53,2 Prozent (Vorjahr: 51,3 Prozent), im Landkreis Nordsachsen sank sie auf 51,5 Prozent (Vorjahr: 52,6 Prozent).
Kriminalitätsentwicklung Diebstahlsdelikte
Die Diebstahlskriminalität stieg direktionsweit auf 58.159 Fälle (Vorjahr: 51.488 Fälle); ihr Anteil an der Gesamtkriminalität betrug 49,4 Prozent. Besondere Zunahmen waren für Diebstahlsdelikte in/aus Boden/Keller/Waschküchen (von 7.244 auf 9.435 Fälle bzw. 30,2 Prozent) und Fahrraddiebstahl (von 8.758 auf 11.610 Fälle bzw. 32,6 Prozent; bei sachsenweit 20.795 Fahrraddiebstählen wurde also mehr als jeder zweite Fahrraddiebstahl im Freistaat im Bereich der PD Leipzig registriert) zu verzeichnen, aber auch beim Diebstahl in/aus Wohnungen (von 2.687 auf 3.022 Fälle bzw. 12,5 Prozent). Beim Diebstahl auf Baustellen war hingegen ein Rückgang von 11,6 Prozent (von 1.012 auf 895 Fälle) festzustellen. Regional entwickelte sich die Eigentumskriminalität verschieden: Die insgesamt steigenden Fallzahlen entfielen zum größten Teil auf Anstiege in der kreisfreien Stadt Leipzig (+6.674 Fälle) und in geringerem Maße auf den Landkreis Nordsachsen (+587 Fälle). Im Landkreis Leipzig gab es hingegen einen Rückgang der Fallzahlen (-590 Fälle).
Kriminalitätsentwicklung Sachbeschädigungsdelikte
Mit 11.389 Fällen wurden im Jahr 2016 mehr Fälle (+1.186) zur Anzeige gebracht als 2015. Schwerpunktfeld innerhalb der Deliktsgruppe blieben Sachbeschädigungen durch Graffiti mit 4.051 (Vorjahr: 3.136) Fällen, was letztendlich für den Anstieg innerhalb der Deliktsgruppe
kennzeichnend war.
Kriminalitätsentwicklung Rohheitsdelikte/Straftaten gegen die persönliche Freiheit
Auf diese Obergruppe entfiel auch 2016 mit insgesamt 11.205 Fällen in etwa jedes zehnte Delikt, wobei hier eine Zunahme von 1.238 Fällen zu verzeichnen war. Diese verteilte sich im Wesentlichen wie folgt: Einfache Körperverletzung (+489 Fälle), gefährliche/schwere Körperverletzung (+414 Fälle), Nötigung (+168 Fälle), Bedrohung (+145 Fälle) sowie Raub/räuberische Erpressung/räuberischer Angriff auf Kraftfahrer (+97 Fälle). Die Fallzahlen für Stalking waren rückläufig (-31 Fälle).
Kriminalitätsentwicklung Vermögens- und Fälschungsdelikte
Die Vermögens- und Fälschungsdelikte veränderten sich in ihrer Gesamtentwicklung kaum (18.118 Fälle; Zunahme um 75 Fälle bzw. 0,4 Prozent). Innerhalb der Deliktsgruppe sticht aber ein markanter Rückgang von Leistungserschleichungen (-665 Fälle) hervor. Auch im Bereich
des Warenkreditbetrugs waren die Zahlen rückläufig (-155 Fälle). Auf der anderen Seite nahmen Betrugsdelikte mit rechtswidrig erlangten unbaren Zahlungsmitteln von 1.949 auf 2.099 Fälle zu – ein Kriminalitätsbereich, der kaum existent wäre, wenn das PIN-Verfahren für derartige Geldtransaktionen verbindlich eingeführt würde. Kriminalitätsentwicklung Rauschgiftdelikte Mit 2.452 Fällen waren im Jahr 2016 insgesamt 340 Fälle mehr als im Vorjahreszeitraum festzustellen (+16,1 Prozent). Die Zunahme entfiel maßgeblich auf die Betäubungsmittel Cannabis
und Zubereitungen. Das verstärkte Auftreten erklärt sich, weil Cannabis in hohem Maße als sog. „Downer“ nach vorangegangenem Methamphetaminkonsum verwendet wird. Insgesamt zwölf Rauschgifttote und die wiederum hohen Sicherstellungsmengen verdeutlichen den
(polizeilichen) Handlungsbedarf.
Tatverdächtige
Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Leipzig wurden im vergangenen Jahr 35.312 Tatverdächtige und damit 6.188 mehr als im Jahr 2015 ermittelt. Die Zunahme verteilte sich, prozentual ungleichmäßig, auf alle Altersgruppen: Kinder, Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene. Die Anzahl nichtdeutscher Tatverdächtiger betrug 11.971 und mithin 6.538 (+120,3 Prozent) mehr als im Vorjahreszeitraum. Hiervon wurden 6.650 nichtdeutsche Tatverdächtige wegen ausländerrechtlicher Delikte registriert (Vorjahr: 1.187).
Polizeipräsident Bernd Merbitz:
„Nachdem der auf die Polizeidirektion Leipzig entfallende Anteil an der sächsischen Gesamtkriminalität in den letzten beiden Jahren bereits rund ein Drittel betrug, lag er 2016 mit 36,3 Prozent sogar darüber. Die Zahlen bestätigen meine Auffassung, dass die Polizeidirektion Leipzig und insbesondere das Gebiet der Stadt Leipzig in zunehmendem Maße den polizeilichen Handlungsschwerpunkt im Freistaat darstellen. Hier begründet auch das Bevölkerungswachstum, welches in den letzten Jahren deutlich über 10.000 pro Jahr lag und in vergleichbarem Ausmaß noch bis zum Jahr 2030 anhalten könnte, weitere Herausforderungen, denn bekanntlich ging der Polizeistrukturrefom seinerzeit die Prognose voraus, Bevölkerungszahlen und Kriminalitätsrate würden sinken. Die Entscheidung der Politik, den Stellenabbau zu stoppen und den Polizeivollzugsdienst künftig wieder personell stärker auszustatten, war mithin absolut richtig und es dürfte selbstverständlich sein, die Personalmehrung primär dort durchzuführen, wo die Belastung in Qualität und Quantität am höchsten ist. Und ohne Zweifel wird die Polizeidirektion Leipzig unweigerlich auf viele Jahre ein kriminalgeografischer Schwerpunkt und zugleich ein Schwerpunkt der sonstigen Einsatzbelastung bleiben. Es war aber noch nie meine Art, die Hände in den Schoß zu legen und auf mehr Personal zu warten, um Dinge zu bewegen. Es ist meine Pflicht, auch intern alle organisatorischen Hebel in Bewegung zu setzen, um den anstehenden Aufgaben bestmöglich gerecht zu werden. So wird im Ballungsraum der kreisfreien Stadt Leipzig das gesamte Deliktsfeld der Eigentumskriminalität, vom Ladendiebstahl bis zum Einbruchsdiebstahl, seit April 2015 zentral bearbeitet, was bisher noch im Projektstatus erfolgt. Die Ergebnisse der täterorientierten Bearbeitung sind aber derart effizient und effektiv, dass ich zur Entscheidung gelangt bin, das Projekt möglichst zum Jahresende als dauerhafte Einrichtung und in der jetzigen Form in die Regelorganisation zu überführen.“
„Welche Bedeutung das Projekt für die Polizeidirektion hat, verdeutlichen 45.304 Fälle, die dort im letzten Jahr zum Abschluss gebracht wurden – erheblich mehr, als zu Projektbeginn erwartet. Zudem beabsichtige ich auch, den Projektstatus des Hauses des Jugendrechts, einer gemeinsamen Institution von Staatsanwaltschaft Leipzig, städtischer Jugendgerichtshilfe und Polizeidirektion Leipzig, aufzuheben und das Haus als feste Größe zu etablieren. Der 2015 getätigte Schritt zu dessen Einrichtung hat sich bewährt und es wäre höchst töricht, ihm angesichts des ebenfalls stark wachsenden Bevölkerungsanteils von Kindern und Jugendlichen sowie der damit auch zu erwartenden Zunahme von Jugendelinquenz keinen zweiten Schritt folgen zu lassen. Weiterhin bin ich fest davon überzeugt, dass sich die Polizei künftig noch stärker mit Kooperationspartnern vernetzen muss, um bestimmten Kriminalitätsfeldern hinsichtlich präventiver Ansätze begegnen zu können. Mit dem Kriminalpräventiven Rat, durch Sicherheitspartnerschaften mit der Industrie und Handelskammer, der Handwerkskammer oder den Leipziger Verkehrsbetrieben sowie durch Zusammenarbeit mit vielen weiteren Partnern errichten wir dafür bereits heute ein tragendes Fundament. Mithin sehe ich die Polizeidirektion Leipzig, gerade auch im Ausblick auf ein personelles Aufwachsen, insgesamt gut gerüstet, kommende Anforderungen und daraus resultierende Ansprüche erfüllen zu können.“ so der Polizeipräsident
Für den Landkreis Leipzig wurden 15.713 Fälle erfasst, im Vergleich zum Vorjahr (15.847 Fälle) sank allerdings die Fallrate um – 0,8 Prozent. Die Aufklärungsqoute lag bei 53,2 Prozent . Insgesamt wurden 5.935 Tatverdächtige ermittelt was ein Plus von 311 Tätern bedeutet im Vergleich zu 2015. 1.109 davon waren nicht deutscher Herkunft was 18,7 Prozent (13,7 im Vorjahr) ausmacht.
Quelle: PM PD Leipzig