Historische Wegweisung wieder sichtbar

0
1224
Foto: Stadt Grimma

Grimma/GroรŸbardau. Die Geschichte der โ€žSalzstraรŸe“ in GroรŸbardau ist Einheimischen sehr gut bekannt. Umso erfreulicher ist es, dass die historische Wegweisung wiederhergestellt werden konnte, die lange sichtbar war und dann einfach durch Unverstand verschwand.

Dabei handelt es sich um den Spruch: โ€žWER WILL REISEN INS NIEDERLANT DER LENKE SIC AVS DIE RECHTE HANTโ€œ
Die Tafel ist wieder am alten Gebรคude angebracht. Auf diesem Wege sei Dank gesagt: an das Denkmalschutzamt des Landratsamtes, an das Stadtentwicklungsamt, an den Restaurator im Maurerhandwerk und an den Sponsor der Wรผstneck Immobilien OHG. Dank auch an die Besitzer Familie Adler, die ihr Einverstรคndnis dazu gaben. Ein Ausflug nach GroรŸbardau lohnt sich. Sonnabends und sonntags รถffnet im Haus das Hofcafรฉ โ€žAlte SalzstraรŸeโ€œ.

Hintergrund: Alte SalzstraรŸe – Reise ins โ€žNiederlantโ€œ
Die Alte SalzstraรŸe wurde in Anlehnung an die auf alten Karten und urkundlichen Aufzeichnungen dargestellten alten Verkehrswege, auf denen Salz aus der Region Halle nach Bรถhmen transportiert wurde, benannt.

Diese durch GroรŸbardau fรผhrende StraรŸe nutzten im zunehmenden MaรŸe auch die nach Leipzig ziehenden Messefuhrleute. Die Fuhrwerke wurden gezwungen, auf genau festgelegten Wegen zu fahren. Alle Fuhrleute mussten hier einen โ€žSalzzollโ€œ entrichten. Ein โ€žGeleitโ€œ schรผtzte die Fuhrwerke. Das Geleitrecht wurde in einer Urkunde von 1368 GroรŸbardau รผbertragen. Das Geleithaus befand sich gegenรผber der heutigen โ€žWeintraubeโ€œ und diente der Einnahme des Geleitgeldes. Als Geleitgeldeinnehmer bestimmte man den โ€žSchulmeisterโ€œ, der auch im Geleithaus wohnte. Die Einnahmen standen den Territorialfรผrsten zu, die auch den StraรŸenzwang ausรผbten. Sie bestimmten die Routen so, dass sie mรถglichst lange durch ihr Gebiet fรผhrten und den Kaufleuten mรถglichst viel abkassiert werden konnte.

Das โ€žGeleithausโ€œ (auch โ€žZollhausโ€œ bzw. โ€žGilsenburgโ€œ genannt) wurde spรคter auch als Geesenburg bekannt, da das Grundstรผck von Hulda Geese รผbernommen wurde. Diese baute es zu einem landwirtschaftlichen Betrieb um. Nachdem dieses Grundstรผck jahrelang im Besitz der Familie Schulz war, wohnt nun eine junge Familie darin. Die StraรŸe, die hier vorbeifรผhrt, lag ursprรผnglich hรถher. Das felsige Fundament des Wohnhauses bezeugt das heute noch. Am unteren Fenster zur StraรŸenfront saรŸ der Geleitgeldeinnehmer und reichte den Fuhrleuten den auf einer langen Stange befestigten โ€žGeldnapfโ€œ heraus. Die SalzstraรŸe, die im Zuge der โ€žZusammenlegungโ€œ der Fluren teilweise verschwunden ist, kann man auf dem โ€žKirschbergโ€œ und an der ehemaligen โ€žNeuen Schuleโ€œ noch sehen und fรผhrt dort den Namen โ€žSchafgasseโ€œ. Sie ging hier mitten durch das einstige Brennereigut Juel hindurch, welches damals auch als Dorfschรคnke diente. Eine Erinnerung an jene Zeit bildete eine Innschrift an der Giebelseite der im Jahre 1696 errichteten Schรคferei, die als Vorwerk einst zum Klostergut Nimbschenย  (Eckhaus zur Salzgasse) gehรถrte.

WER WILL REISEN INS NIEDERLANT
DER LENKE SIC AVS DIE RECHTE HANT ย ย ย 

Dieser in den Putz eingegrabene Spruch war bis in die 1990er-Jahre sichtbar. Als HeerstraรŸe wurde die StraรŸe durch die Hussitenkriege bekannt, die in unmittelbarer Nรคhe stattfanden. Auch die Bruderkriege von 1450 sind zu erwรคhnen, in deren Verlauf Herzog Wilhelm von Bรถhmen sein Heer von Mittweida kommend auf der alten SalzstraรŸe durchmarschieren lieรŸ. Dabei wurden zum Michaelistag in GroรŸbardau und in Grethen zahlreiche Hรคuser niedergebrannt.