Grimma/Groรbardau. Die Geschichte der โSalzstraรe“ in Groรbardau ist Einheimischen sehr gut bekannt. Umso erfreulicher ist es, dass die historische Wegweisung wiederhergestellt werden konnte, die lange sichtbar war und dann einfach durch Unverstand verschwand.
Dabei handelt es sich um den Spruch: โWER WILL REISEN INS NIEDERLANT DER LENKE SIC AVS DIE RECHTE HANTโ
Die Tafel ist wieder am alten Gebรคude angebracht. Auf diesem Wege sei Dank gesagt: an das Denkmalschutzamt des Landratsamtes, an das Stadtentwicklungsamt, an den Restaurator im Maurerhandwerk und an den Sponsor der Wรผstneck Immobilien OHG. Dank auch an die Besitzer Familie Adler, die ihr Einverstรคndnis dazu gaben. Ein Ausflug nach Groรbardau lohnt sich. Sonnabends und sonntags รถffnet im Haus das Hofcafรฉ โAlte Salzstraรeโ.
Hintergrund: Alte Salzstraรe – Reise ins โNiederlantโ
Die Alte Salzstraรe wurde in Anlehnung an die auf alten Karten und urkundlichen Aufzeichnungen dargestellten alten Verkehrswege, auf denen Salz aus der Region Halle nach Bรถhmen transportiert wurde, benannt.
Diese durch Groรbardau fรผhrende Straรe nutzten im zunehmenden Maรe auch die nach Leipzig ziehenden Messefuhrleute. Die Fuhrwerke wurden gezwungen, auf genau festgelegten Wegen zu fahren. Alle Fuhrleute mussten hier einen โSalzzollโ entrichten. Ein โGeleitโ schรผtzte die Fuhrwerke. Das Geleitrecht wurde in einer Urkunde von 1368 Groรbardau รผbertragen. Das Geleithaus befand sich gegenรผber der heutigen โWeintraubeโ und diente der Einnahme des Geleitgeldes. Als Geleitgeldeinnehmer bestimmte man den โSchulmeisterโ, der auch im Geleithaus wohnte. Die Einnahmen standen den Territorialfรผrsten zu, die auch den Straรenzwang ausรผbten. Sie bestimmten die Routen so, dass sie mรถglichst lange durch ihr Gebiet fรผhrten und den Kaufleuten mรถglichst viel abkassiert werden konnte.
Das โGeleithausโ (auch โZollhausโ bzw. โGilsenburgโ genannt) wurde spรคter auch als Geesenburg bekannt, da das Grundstรผck von Hulda Geese รผbernommen wurde. Diese baute es zu einem landwirtschaftlichen Betrieb um. Nachdem dieses Grundstรผck jahrelang im Besitz der Familie Schulz war, wohnt nun eine junge Familie darin. Die Straรe, die hier vorbeifรผhrt, lag ursprรผnglich hรถher. Das felsige Fundament des Wohnhauses bezeugt das heute noch. Am unteren Fenster zur Straรenfront saร der Geleitgeldeinnehmer und reichte den Fuhrleuten den auf einer langen Stange befestigten โGeldnapfโ heraus. Die Salzstraรe, die im Zuge der โZusammenlegungโ der Fluren teilweise verschwunden ist, kann man auf dem โKirschbergโ und an der ehemaligen โNeuen Schuleโ noch sehen und fรผhrt dort den Namen โSchafgasseโ. Sie ging hier mitten durch das einstige Brennereigut Juel hindurch, welches damals auch als Dorfschรคnke diente. Eine Erinnerung an jene Zeit bildete eine Innschrift an der Giebelseite der im Jahre 1696 errichteten Schรคferei, die als Vorwerk einst zum Klostergut Nimbschenย (Eckhaus zur Salzgasse) gehรถrte.
WER WILL REISEN INS NIEDERLANT
DER LENKE SIC AVS DIE RECHTE HANT ย ย ย
Dieser in den Putz eingegrabene Spruch war bis in die 1990er-Jahre sichtbar. Als Heerstraรe wurde die Straรe durch die Hussitenkriege bekannt, die in unmittelbarer Nรคhe stattfanden. Auch die Bruderkriege von 1450 sind zu erwรคhnen, in deren Verlauf Herzog Wilhelm von Bรถhmen sein Heer von Mittweida kommend auf der alten Salzstraรe durchmarschieren lieร. Dabei wurden zum Michaelistag in Groรbardau und in Grethen zahlreiche Hรคuser niedergebrannt.