Schloss Moritzburg – Aufsetzen der letzten Skulptur auf die Balustrade zum Abschluss des Skulpturenprogrammes

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Foto: SรถrenMรผller/Archivbild

Moritzburg. Das Schloss Moritzburg markiert das Zentrum einer noch fast vollstรคndigen Barockanlage und wurde seinerzeit der Gรถttin Diana, der Gรถttin der Jagd gewidmet. Daher finden sich sowohl bei der Ausstattung im Inneren als auch im AuรŸenbereich zahlreiche Hinweise auf das Thema Jagd. Auch die Figuren auf den Balustraden sind mit jagdlichen Attributen ausgestattet.

Im Rahmen eines Skulpturenprogramms erfolgte unter Regie der SIB-Niederlassung Dresden I in den letzten vier Jahren eine umfassende Bestandserfassung, grรผndliche Schadensanalyse und Restaurierung der 110 Skulpturen (6 GroรŸfiguren, 52 Putti und 52 Vasen). Zum Abschluss des Skulpturenprogrammes wurde am Freitag eine der aufwรคndigsten, aber auch schรถnsten Vasen โ€“ mit Rosenblรผten und vier figรผrlichen Reliefs โ€“ versetzt. Die Vase war nur als Torso erhalten, wurde aufgrund historischer Fotos und kunsthistorischer Interpretation ergรคnzt und anschlieรŸend in Cottaer Sandstein kopiert. Die beschรคdigten vier weiblichen Figuren lassen sich mรถglicherweise als die vier Tugenden interpretieren.

Insgesamt wurden in das Skulpturenprogramm 795.000 Euro investiert. Die MaรŸnahme wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sรคchsischen Landtag beschlossenen Haushalts.

Wรคhrend der umfassenden Terrassensanierung wurden alle Skulpturen von den Balustraden herab genommen und fรผr jede Skulptur ein sogenannter Exponatepass entwickelt โ€“ jede Figur erhielt eine eigene ยปKrankenakteยซ, welche sรคmtliche Informationen รผber die Skulptur enthรคlt. Parallel dazu wurde nach einem intensiven Quellenstudium ein ikonografisches Programm zur Aufstellung der Putti und Vasen entwickelt, dem das Thema ยปJagdยซ zu Grunde liegt. So wurden die Skulpturen an Hand ihrer Attribute der Hohen (Sรผdseite) und der Niederen Jagd (Nordseite) zugeordnet. Die Attribute der einzelnen Skulpturen sind beispielsweise dem Fischfang, der Hochwildjagd, der Beizjagd oder der Entenjagd zuzuordnen.

Hintergrund: Schloss Moritzburg besitzt heute noch einen groรŸen originalen barocken Bestand an Putti und Vasen. Von den 110 noch vorhanden Skulpturen sind wahrscheinlich noch 32 Originale aus dem 18. Jahrhundert. Allerdings lรคsst der Zustand einiger Skulpturen es nicht mehr zu, sie im AuรŸenbereich zu zeigen. Diese Figuren wurden kopiert und erfreuen die Besucher nun wieder von der Balustrade. Insgesamt 19 Skulpturen (Putti und Vasen) wurden in dieser MaรŸnahme kopiert. Fรผr 12 Kopien mussten Modelle geschaffen werden, weil die Originale nur noch Torsi waren. Hierfรผr wurde zunรคchst ein kleines, ca. 15 cm hohes Modell, ein sogenannter Bozetto geformt. Nach dessen Bestรคtigung (durch das Landesamt fรผr Denkmalpflege und dem SIB) wurde die Figur im MaรŸstab 1:1 in Ton geformt. AnschlieรŸend wurde dieses Modell in Gips abgeformt und diente als Vorlage fรผr den Bildhauer, welcher die Figur dann in Sรคchsischen Sandstein kopierte. Dieser Prozess war aufwendig zu begleiten, da jeder Bildhauer seine eigene Handschrift hat, welche sich allerdings in den gesamten Kontext des Skulpturenprogrammes einfรผgen muss. รœber 20 bewรคhrte Restauratoren, Bildhauer und Bildhauerinnen aus der Region wurden mit der Ausfรผhrung der bildhauerischen und restauratorischen Leistungen betraut. Ein jรคhrliches Monitoring sorgt nun fรผr die Dauerhaftigkeit des Geschaffenen.