Strafvollzug in freien und kreativen Formen – Jugendliche aus dem Seehaus Leipzig besuchten Goldschmiede des „Come In“ Grimma

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Links „Come In“-Leiter und Goldschmied Stefan Kosiek mit Jugendlichen in der Werkstatt. Foto: © Diakonie Leipziger Land

Grimma. Sie ist längst kein Geheimtipp mehr: Die Goldschmiede im Kinder- und Jugendhaus „Come In“.

Ringe schmieden, Berufe entdecken und Neues ausprobieren – die Möglichkeiten der Werkstatt nutzen bei weitem nicht nur Grimmaer. Kürzlich waren junge Männer aus dem Seehaus Leipzig zu Besuch – einem besonderen Projekt für strafgefangene junge Männer, die in Wohngemeinschaften mit Hauseltern leben, wo sie ihre Strafe nicht nur absitzen, sondern gestalten, wo sie sich an strikte Regeln halten und bewähren müssen, dafür aber auch in einem Stufensystem mehr Freiheiten verdienen können.

Einer der jungen Männer ist Benjamin*, der seit Tagen ausdauernd an seinem Ring schneidet, feilt, walzt, sägt, schleift und lötet. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das durchhalte und so viel Geduld haben kann“, sagt der junge Mann, der sich hier zum ersten Mal als Goldschmied versucht. Auf seinen Ring ist er stolz: „Etwas Selbstgemachtes ist einfach besonders, man sieht das Ergebnis seiner Arbeit und wie viel Mühe dahintersteckt.“ In den Ohren von Arnd Kempe ist das Musik. Er ist Ausbilder für die Jugendlichen im Seehaus und begleitet sie in der Goldschmiede. „Wir haben eine Ferienaktion gesucht, bei der sie ihren Horizont erweitern, ihre kreative Ader entdecken und etwas Neues kennenlernen können“, sagt er.

Viele haben noch keine Ausbildung und für sie sei das Projekt auch eine Art von Berufsorientierung, bei der sie herausfinden können, was in ihnen steckt. Nick* jedenfalls scheint filigranes Arbeiten zu liegen. Er fertigt Freundschaftsringe mit eingravierten Buchstaben. Das Goldschmiede-Ferienprojekt ist eines von vielen wertvollen Angeboten des Seehauses. „Ich bin froh, dass ich hier sein darf“, sagt er. „Im Seehaus wird man so angenommen, wie man ist.“

Stefan Kosiek, Goldschmied und Leiter des „Come In“ – einer Einrichtung der Diakonie Leipziger Land – ist die Zusammenarbeit mit dem Seehaus sehr wichtig. „Die Werte, die dort vermittelt werden, sind die beste Basis für die Zukunft der jungen Männer“, sagt er. Nach ihrem Goldschmiede-Projekt bekommen sie ein Zertifikat, das ihnen Grundfertigkeiten in der Metallverarbeitung bescheinigt. Das macht sich gut in der nächsten Bewerbung – und fürs Selbstwertgefühl. www.seehaus-ev.de/seehaus-leipzig
* Namen von allen Jugendlichen geändert