Colditz/Leipzig. Im Colditzer Ortsteil Thumirnicht kam es am Freitag zu einem größeren Polizeieinsatz, darauf folgte in den sozialen Netzwerken eine regelrechte Spekulationswelle.
Angeblich hätten 50 SEK-Beamte eine Flüchtlingswohnung gestürmt, Waffen und Sprengstoff sichergestellt, so zumindest wurde über eine lokale, öffentlich zugängliche Facebookgruppe skandiert. Der Beitrag ist mittlerweile „wegen Kommentaren unter der Gürtellinie“ wieder gelöscht worden. Es sei in dem Beitrag allerdings nicht um Hetze gegangen sondern um die angebliche Wahrheit. So stand es als Schlussatz unter dem besagten Beitrag. Dass es bis Montag überhaupt keine gesicherten Informationen gab, wurde dabei allerdings außer Acht gelassen. Selbst der Appell des Colditzer Bürgermeisters Robert Zillmann am Sonntag, von Spekulationen abzusehen und auf gesicherte Erkenntnisse zu warten, wurde weitestgehend ignoriert. Auch er versprach den Bürgern zeitnahe Aufklärung, müsse aber auch erst auf die Informationen und Ermittlungsergebnisse der Polizei warten.
Die Polizei hat nun auf Anfrage mitgeteilt um was es tatsächlich bei dem Einsatz ging. Im Zuge von Ermittlungen wegen des Verdachts des besonders schweren Raubes in Leipzig konnten vier männliche Tatverdächtigte (16 – deutsch; 18 – syrisch; 19 – deutsch; 20 – deutsch) bekannt gemacht werden. Zwei der Beschuldigten stürmten am 03.08.2020, um 02:26 Uhr, die Tankstelle in der Zschocherschen Straße in Leipzig und setzten dabei ein Messer sowie eine Schusswaffe ein. Ihre zwei Komplizen warteten indes in einem Fahrzeug. Zwei Taxifahrer wurden Zeugen der Straftat und setzten die Polizei in Kenntnis.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte das Amtsgericht Leipzig zwischenzeitlich vier Durchsuchungsbeschlüsse erlassen. Diese wurden am Freitag, den 21.08.2020, in Leipzig und Colditz umgesetzt, wobei einige von der Polizei nicht näher beschriebenen Gegenstände sichergestellt werden konnten. Dabei kamen auch, routinemäßig wenn es um Schusswaffen geht, spezielle lebEL- Kräfte zur Unterstützung zum Einsatz. („lebEL“ steht für lebensbedrohliche Einsatzlagen)
Ob und inwieweit die gesicherten Gegenstände mit dem Tatgeschehen in Zusammenhang stehen, ist Gegenstand der weiterhin laufenden Ermittlungen. Noch am 21.08.2020 wurden alle Beschuldigten auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Leipzig vorläufig festgenommen und dem Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Leipzig vorgeführt. Die von der Staatsanwaltschaft wegen des dringenden Tatverdachts des besonders schweren Raubes beantragten vier Haftbefehle wurden sodann durch den Ermittlungsrichter erlassen. Gegen drei der Beschuldigten wurden die Haftbefehle in Vollzug gesetzt, sodass diese in verschiedene Justizvollzugsanstalten gebracht wurden. Der Haftbefehl gegen den 19-Jährigen wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.