Polizeieinsatz bei Colditz – Spekulationsorgie im Netz

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Symbolbild
Symbolbild/pixabay

Colditz/Leipzig. Im Colditzer Ortsteil Thumirnicht kam es am Freitag zu einem grรถรŸeren Polizeieinsatz, darauf folgte in den sozialen Netzwerken eine regelrechte Spekulationswelle.

Angeblich hรคtten 50 SEK-Beamte eine Flรผchtlingswohnung gestรผrmt, Waffen und Sprengstoff sichergestellt, so zumindest wurde รผber eine lokale, รถffentlich zugรคngliche Facebookgruppeย  skandiert. Der Beitrag ist mittlerweile „wegen Kommentaren unter der Gรผrtellinie“ wieder gelรถscht worden. Es sei in dem Beitrag allerdings nicht um Hetze gegangen sondern um die angebliche Wahrheit. So stand es als Schlussatz unter dem besagten Beitrag. Dass es bis Montag รผberhaupt keine gesicherten Informationen gab, wurde dabei allerdings auรŸer Acht gelassen. Selbst der Appell des Colditzer Bรผrgermeisters Robert Zillmann am Sonntag, von Spekulationen abzusehen und auf gesicherte Erkenntnisse zu warten, wurde weitestgehend ignoriert. Auch er versprach den Bรผrgern zeitnahe Aufklรคrung, mรผsse aber auch erst auf die Informationen und Ermittlungsergebnisse der Polizei warten.

Die Polizei hat nun auf Anfrage mitgeteilt um was es tatsรคchlich bei dem Einsatz ging. Im Zuge von Ermittlungen wegen des Verdachts des besonders schweren Raubes in Leipzig konnten vier mรคnnliche Tatverdรคchtigte (16 – deutsch; 18 – syrisch; 19 – deutsch; 20 – deutsch) bekannt gemacht werden. Zwei der Beschuldigten stรผrmten am 03.08.2020, um 02:26 Uhr, die Tankstelle in der Zschocherschen StraรŸe in Leipzig und setzten dabei ein Messer sowie eine Schusswaffe ein. Ihre zwei Komplizen warteten indes in einem Fahrzeug. Zwei Taxifahrer wurden Zeugen der Straftat und setzten die Polizei in Kenntnis.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte das Amtsgericht Leipzig zwischenzeitlich vier Durchsuchungsbeschlรผsse erlassen. Diese wurden am Freitag, den 21.08.2020, in Leipzig und Colditz umgesetzt, wobei einige von der Polizei nicht nรคher beschriebenen Gegenstรคnde sichergestellt werden konnten. Dabei kamen auch, routinemรครŸig wenn es um Schusswaffen geht, spezielle lebEL- Krรคfte zur Unterstรผtzung zum Einsatz. (โ€žlebELโ€œ steht fรผr lebensbedrohliche Einsatzlagen)

Ob und inwieweit die gesicherten Gegenstรคnde mit dem Tatgeschehen in Zusammenhang stehen, ist Gegenstand der weiterhin laufenden Ermittlungen. Noch am 21.08.2020 wurden alle Beschuldigten auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Leipzig vorlรคufig festgenommen und dem Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Leipzig vorgefรผhrt. Die von der Staatsanwaltschaft wegen des dringenden Tatverdachts des besonders schweren Raubes beantragten vier Haftbefehle wurden sodann durch den Ermittlungsrichter erlassen. Gegen drei der Beschuldigten wurden die Haftbefehle in Vollzug gesetzt, sodass diese in verschiedene Justizvollzugsanstalten gebracht wurden. Der Haftbefehl gegen den 19-Jรคhrigen wurde gegen Auflagen auรŸer Vollzug gesetzt.