Grimma. Während in Grimma die Solidaritätswelle anrollt, haben Einsatzkräfte und Angehörige immer noch mit dem Erlebten in der Stecknadelallee zu kämpfen. Jeden Tag kamen neue traurige Informationen zusammen, aber auch Lichtblicke die wir hier zusammen gefasst haben.
Montagnacht:
Die Freiwilligen Feuerwehren aus Grimma und Hohnstädt, sowie Rettungsdienst und Polizei werden mit dem Stichwort „Wohnungsbrand mit eingeschlossenen Personen“ um 02:36 Uhr alarmiert. Wenige Minuten später waren erste Kameraden im EInsatzleitwagen vor Ort, bestätigten Flammen aus dem 2. Obergeschoss. Sofort wurde die Freiwillige Feuerwehr Großbardau nachalarmiert. Erste Bewohner des Mehrfamilienhauses waren bereits aus dem Haus gekommen. Polizeibeamte waren schon dabei die Evakuierung voranzutreiben.
Für die Einsatzleitung der Feuerwehr stellte sich anfangs ein chaotisches Bild dar, welches erst geordnet werden musste. Trupps aus den ersten Löschgruppenfahrzeugen der Feuerwehr bereiteten den Erstangriff vor, rüsteten sich mit schwerem Atemschutz aus. Wenig später sind erste Feuerwehrkameraden im Gebäude. Parallel wurde die Drehleiter als zweiter Rettungsweg in Stellung gebracht. Immernoch herrscht keine Gewissheit über mögliche vermisste Personen und deren Anzahl. Weitere Trupps kümmerten sich um die Evakuierung der Menschen aus den anderen Stockwerken, prüften jede der 32 Wohnungen ab. Währenddessen werden draußen bereits zwei Personen mit möglichen Rauchgasvergiftungen durch Sanitäter betreut.
Der 12-jährige Maximilian teilt den Einsatzkräften mit, dass er seine beiden Geschwister und seine Mutter vermisst. den Trupps im Gebäude wird mitgeteilt, dass drei Persoeen vermisst werden. Der erste Trupp betrat derweil die brennende Wohnung, beißender Rauch vernebelt die Sicht vollständig, sodass sich die beiden Kameraden nur auf ihren Tastsinn, bzw. eine Wärmebildkamera verlassen konnten. Sie suchten jeden Zentimeter der Wohnung ab. Kurze Zeit später wurden die Kameraden im Kinderzimmer auch fündig und fanden alle drei leblosen Personen. Die Mutter hatte offensichtlich noch versucht ihre beiden Kinder Paulina (8) und Lennardt (7) zu retten, leider vergeblich. Die Kameraden brachten währenddessen die Kinder und die Mutter aus dem Gebäude. Sanitäter und Feuerwehrkameraden begannen im strömenden Regen umgehend mit den Reanimationsmaßnahmen. Bei Mutter Stephanie und Lennart zeigte die Reanimation Erfolg, Vitalwerte waren wieder feststellbar. Beide wurden umgehend in die Uniklinik nach Leipzig gefahren. Für die kleine Paulina kam bereits jede Hilfe zu spät. Die Einsatzkräfte wurden umgehend an Notfallseelsorger übergeben. Währenddessen konnte der Brand schnell gelöscht werden. Feuerwehr und die Stadt Grimma kümmerten sich um alle anderen Bewohner. Sie wurden vorerst in einer Turnhalle untergebracht. Die Meisten kamen bei Verwandten unter. Bei den Anderen kümmerte sich die Stadt.
Montagvormittag:
Brandursachenermittler nahmen ihre Arbeiten zur Brandursache auf, währendessen kommt die traurige Gewissheit: Auch die Mutter erlag ihren schweren Verletzungen.
Montagnachmittag: Mittlerweile steht die Brandursache fest: Die Polizei teilte mit, dass unsachgemäße Bedienung des Herdes das Feuer in der Küche auslöste, welches die Familie, die kurze Zeit vorher bereits den Vater verlor, ums Leben brachte. Rauchmelder hätten die Tragödie sehr wahrscheinlich verhindert, diese sind aber in Sachsen keine Pflicht. Notfallseelsorger besuchen die Hortgruppen in der Schule, die Paulina und Lennart besuchte
Dienstag:
Immernoch sind die Grimmaer erschüttert über dieses Unglück. Nun bangt jeder um das Leben des kleinen Lennart, der immernoch mit dem Leben in der Klinik ringt. Erste Trauerbekundungen an einem Baum machen das Mitgefühl und die Anteilnahme visuell greifbar. Die Stadt Grimma richtete derweil ein Spendenkonto ein und sagt Hilfe für die Familie zu, Landratsamt und Jugendamt kümmern sich um den 12-jährigen Maximilian, der bei seinen Großeltern Obdacht gefunden hat.
Mittwoch:
Am Mittwoch dann die traurige Nachricht, auch Lennart verlor den Kampf im Krankenhaus. Er ist damit das dritte Todesopfer des Brandes. Diese Nachricht wurde mit großer Bestürzung aufgenommen. Auf dem Spendenkonto der Stadt gingen bis Mittwoch bereits rund 3000 Euro ein. Einsatzkräfte werden weiterhin durch Notfallseelsorge betreut. „Gerade den vier Kameraden die unmittelbar an der Rettung beteiligt waren, ging dieser Einsatz sehr nahe, weil auch sie teilweise Kinder haben„, gab OBM Matthias Berger zu verstehen. Der Wohnblock soll wohl erst kommende Woche wieder freigegeben werden, dies könne laut GWB erst wenn alle Schäden beseitigt sind. Lichtblick: Mittlerweile rollt allerdings eine Solidaritätswelle an und auch die Politik arbeitet mittlerweile an einem Gesetzesentwurf für eine allgemeine Rauchmelderpflicht, dass solche Tragödien in Zukunft vermieden werden auch wenn das diese Familie nicht wieder lebendig macht. Die beiden Sportvereine FC Grimma und der Volleyballverein Grimma planen Charityaktionen für die Familie, auch ein Benefizkonzert im März ist bereits in Planung. Der Radiosender „Radio PSR“ spendet 1.000 Euro: RADIO PSR spendet 1.000€ an die Familie.
„Auch wenn das Geld diesen schweren Schicksalsschlag nicht aufwiegen kann, wünschen wir allen Beteiligten viel Kraft.“ heißt es auf der Homepage. Weitere Aktionen werden sicher folgen. Eins ist in Grimma nämlich sicher: So schlimm die Tragödie auch sein mag, niemand wird allein gelassen und das haben die Grimmaer bekanntermaßen schon immer wieder bewiesen.
Die Stadt Grimma richtete ein Spendenkonto für die Familie ein.
Spendenkonto: IBAN DE 28 8605 0200 1010 0000 60;
BIC: SOLADES1GRM, Sparkasse Muldental
Betreff: „Spende Stecknadelallee 8“