Nerchau. Seit Samstag hält ein Zirkus die Behörden in Nerchau auf Trapp. Heute sollte der Zirkus allerdings wieder verschwunden sein.
Am Samstag bezog ein Zirkus sein vermeintlich sicheres Winterquartier am ehemaligen Bahnhof, unweit des Muldentalradwegs in Nerchau. Anwohner und Passanten alarmierten am Samstag aber die Polizei. Hauptgrund war der miserable Zustand einiger Fahrzeugen und vor allem die Tierhaltung, die augenscheinlich so gar nicht artgerecht sei. Die Tiere würden in den Wagen eingefercht sein.
Die Polizei rückte an und zog das Veterinäramt hinzu.
Wie das Landratsamt auf Anfrage mitteilte war im Ergebnis festzustellen, dass die Tiere bereits entladen waren und auch die erste Versorgung der Tiere gesichert war.
Foto: Bereits am Samstag war die Polizei in Nerchau durch Anwohner alarmiert worden Foto: Sören Müller
„Offensichtliche Haltungsfehler oder Tiere in einem „miserablen“ Gesundheitszustand waren nicht zu erkennen. Es ist nach dieser ersten Schau davon auszugehen, dass keine akute Tierwohlgefährdung vorliegt. Eine weitere, genauere Kontrolle der Tiere wird zeitnah erfolgen. Dabei werden auch die Haltungsbedingungen und das Gesundheitsmanagement entsprechend bewertet, um eine langfristige Tierwohlgefährdung auszuschließen. Insgesamt werden Zirkusunternehmen immer von mehreren Ämtern betreut und kontrolliert. Aktuell sind wir zudem dabei, auch die anderen Behörden einzubeziehen.“
Für Grimmas Oberbürgermeister Matthias Berger gibt es allerdings noch ein weiteres Problem. Der Zirkus hatte nämlich mit dem Eigentümer des Nachbargrundstücks, welches direkt an öffentlichem Grundbesitz grenzt, offensichtlich einen Pachtvertrag geschlossen. Allerdings hat der Verpächter wahrscheinlich auch Flächen der Stadt verpachtet. Der Zirkus sollte diese Flächen bis zum Dienstag räumen. Dies geschah allerdings trotz Zusage des Zirkus nicht, stattdessen wurden noch weitere Fahrzeuge die zum Teil in einem erheblich schlechtem Zustand sind dort abgestellt. Ordnungsamt, Polizei und Oberbürgermeister Matthias Berger waren am Dienstag wieder vor Ort, mussten aber vorerst unverrichteter Dinge abziehen.
Berger befürchtet, dass der Zirkus auf öffentlichen Grund überwintern könnte. „Das Gelände ist völlig ungeeignet, Müll, Abwasser, Wasser undEnergie fehlen und das schlimmste ist die Tierhaltung. Das ist aus unserer Sicht nicht zu akzeptieren. Die Tiere brauchen Auslauf, die können den Winter hier nicht verbringen. Das ist Menschen- und Tier-unwürdig was hier passiert. Deshalb hat die Stadt Grimma dem Zirkus klar verständlich gemacht, dass Dieser sich um ein anderes Terrain kümmern müsse und nicht in Nerchau bleiben kann.“
Und auch sonst waren die Inhaber des Zirkus und auch der Grundstückseigentümer kaum kooperativ. So durfte die Tierärztin am Samstag anfänglich nicht die Tiere kontrollieren, schildert der Bürgermeister den Ablauf am Samstag. Der Grundstückseigentümer wollte sich am Samstag der Polizei gegenüber nicht ausweisen. Gegen ihn läuft daher eine Ordnungswiedrigkeitenanzeige.
Da der Zirkus bis heute keinerlei Einsicht gezeigt hat den Platz zu räumen will die Stadt Grimma nun eine richterliche Anordnung erwirken. Sollte das nicht reichen, wird der Platz durch die Behörden geräumt.
Foto: Tierarzt und Polizei kontrollieren am Samstag den Zirkus Foto: Sören Müller