Pizzeriaüberfall in Wurzen – Neue Erkenntnisse

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Foto: Sören Müller

Wurzen. Wie berichtet kam es am Freitag zu einen Übergriff auf eine Pizzeria.

Laut Polizei schloss der Inhaber (Kosovare) seine Pizzeria um 21 Uhr, wobei Kunden noch auf ihre zuvor ausgelöste Bestellung warteten oder im Freisitz saßen. Der Geschäftsführer  wollte anschließend seinen Geburtstag in seiner Pizzeria feiern. Im Freisitz saßen wohl auch ein Deutscher und eine Deutsche, die nach eigenen Angaben „Spaß hatten/machten“.  „Der bisher nicht näher aufzuhellende Spaß führte jedoch dazu, dass sich ein vorbeikommender Ausländer provoziert fühlte. Er telefonierte wohl daraufhin und traf sich unweit mit zwei weiteren Ausländern. Das Trio ging dann zum Freisitz und schlug mittels eines Stuhls auf den Mann ein. Dessen Begleiterin ergriff in der Folge eine Bierflasche und schlug gegen einen der Angreifer. Kurz darauf zogen sich die Angegriffenen in die Räume der Pizzeria zurück und die Angreifer erhielten Unterstützung von Seiten des Asylbewerberwohnheims.“

Der Notruf, schildert die Polizei, ist offenbar von der Frau des Geschäftsinhabers (Deutsche) um 21.29 Uhr eingegangen, gefolgt von weiteren Notrufen umliegender Anwohner. Daraufhin wurden mehrere Einsatzwagen alarmiert. Drei bis vier Ausländer seien laut dem derrzeitigen Aussagenstand von mit Messern und Schlaggegenständen auf die Gäste losgegangen. Dabei wurden drei Personen leicht verletzt und ambulant behandelt. Während des Einsatzes wurden Reifen an einem Einsatzfahrzeug zerstochen. Zeugen berichteten außerdem von verbalen und körperlichen Gesten seitens der „Geschädigten“ in Richtung der eingesetzten Polizisten. Von der Polizei konnten zwei 29-jährige Hauptverdächtige gestellt werden, ein Iraker und ein Marokkaner. „Beide sind auf freiem Fuß, da laut Staatsanwaltschaft kein Haftgrund vorliegt. Mithin ist nach bisherigem Kenntnisstand davon auszugehen, dass der Angriff eigentlich nicht der Pizzeria und den Geburtstagsgästen galt, sondern den beiden Deutschen aus dem Freisitz. Ob zuvor eine rassistisch motivierte Äußerung o. ä geschah, muss noch ermittelt werden.“ so die Polizei.

Die angeblichen Augenzeugenberichte über den möglichen Einsatz eines Sondereinsatzkommandos bestätigten sich nicht. „Es kamen keine Kräfte des SEK zum Einsatz. Es wurden „lediglich“ Beamte des Streifendienstes eingesetzt, welche laut Einsatzdokumenten durch Kollegen der Autobahnpolizei und der Bundespolizei unterstützt wurden. Daher vermute ich, die zivilen Kleinbusse waren der Bundespolizei zuzuordnen.“ so Polizeisprecher Andreas Loepki.

Oberbürgermeister Jörg Röglin (parteilos) verurteilte den Übergriff ohne die Ursachen genauer benennen zu wollen und kündigte umfangreiche Gespräche an: „Die Eskalation von Gewalt, wie sie Wurzen in der Nacht zum gestrigen Sonnabend erleben musste, verurteile ich auf das Entschiedenste. Ich möchte keine Ursachen abwägen, sondern sage sehr deutlich: Diese Art Konfliktbewältigung ist nicht hinnehmbar.“ Er kündigte weiterhin umfangreiche Gespräche mit allen Verantwortlichen an und sprach sich deutlich gegen Stimmungsmache aus, welche derzeit im Internet verbreitet wird. „Wir leben in einem Rechtsstaat und dessen Instrumente sind zu nutzen. Wer sich angepöbelt fühlt, kann Anzeige erstatten. Wer sich belästigt fühlt ebenso. Die Ereignisse haben sehr deutlich gezeigt, dass innerhalb weniger Minuten Chaos ausbricht, Ängste unerträglich sind und viele Unbetroffene leiden. Das Geschehen ist Stadtgespräch auf allen beteiligten Seiten und auf allen Seiten wird aus der eigenen Sicht geschildert. Und schon wird zur Gegenwehr aufgerufen. Das ist mehr als bedenklich und nützt weder den Menschen hier, die in ihrer Stadt ruhig leben wollen, noch dem Ruf der Stadt selbst. Wenn zugelassen wird, dass sich diese Entwicklung aufschaukelt, haben wir bald ein Wurzen, wie es Hirnlose aller Gruppen sich wünschen. Und alle, die heute vielleicht mit gemischten Gefühlen nachts durch die Stadt gehen, werden es dann gar nicht mehr tun. Hier kann es nicht um “Aufstehen” und “Es reicht” gehen. Hier müssen deutliche Grenzen auf andere Weise gezogen werden. Das gilt für mich für alle gewaltbereiten Gruppen, egal welcher Gesinnung“