Colditz/Tanndorf. Was für den Deutschen das Osterfest ist, ist für den Muslim der Ramadan. Gestern feierten tausende Muslime in Deutschland das Ende des Fastenmonats mit einem großen Fest. In diesen Fastenmonat waren auch 20 Minderjährige aus Afghanistan eingebunden, die seit dem 23. Dezember beim Bildungs- und Sozialwerk Muldental e.V. ihre neue Heimat gefunden haben.
Die meisten der Jugendlichen haben bei Terrorhandlungen ihre Familien verloren. Doch was passiert eigentlich im Ramdadan und welche Ähnlichkeiten – auch weitläufige – gibt es zum Christentum? Einen Monat lang durften die Gläubigen nur vom Mondaufgang bis Monduntergang etwas essen und trinken. Diese religiöse Tradition basiert im Islam auf der Annahme, das der Koran erstmals für die Menschen auf die Erde gesandt wurde.
Mit dem Fest des Fastenbrechens findet das höchste Glaubensfest seinen offiziellen Abschluss. Es wird für mehrere Tage begangen. Wie bei den Christen an Weihnachten, gibt es bei den Muslimen für die Kinder reichlich Süßigkeiten und Geschenke. Streitigkeiten werden beigelegt, ein neues Jahr beginnt. Viele Textpassagen des Korans sind ähnlich denen in der Bibel. In Koran und Bibel sind die Regeln für das Zusammenleben der Menschen und die Preisung von Gott oder Allah klar geregelt.Gerade wenn Muslime oder Christen in andere Länder ziehen, freiwillig oder gezwungener Maßen, da in ihrer Heimat Krieg herrscht, bekommt der Glaube eine besondere Bedeutung. Er bietet Halt und gibt Kraft, um in einem neuen Leben mit einer absolut anderen Kultur zu bestehen. Wer dieser Tage in Häuser kommt, in denen Muslime leben, wird von einer noch unglaublicheren Gastfreundschaft erfahren, als sonst. Generell ist es vom muslimischen Glauben her ein Muss, seine Gäste willkommen zu heißen und ihnen das Gefühl zu geben, zu Hause zu sein. Gleiches findet man auch in der Bibel. Auch dort wird die Gastfreundschaft als ein ehernes Gesetz festgeschrieben.
So ist es bei den Katholiken Brauch, dass der Papst vor Ostern am Gründonnerstag die Fußwaschung an armen, kranken oder flüchtigen Menschen durchführt, ein symbolisches Zeichen für Demut, das daran erinnert, das Jesus seinen Jüngern vor dem letzten Abendmal die Füße wusch. Diese Handlung war in der damaligen Zeit, also vor fast 2500 Jahren durchaus in jedem Haushalt üblich, da die Gäste nach einer langen und entbehrungsreichen Reise erschöpft waren und so willkommen geheißen wurden.
Die Schriften der Religionen an sich, sind so unterschiedlich gar nicht, es ist eher die Auslegung und die ist auf beiden Seiten manchmal sehr kreativ gestaltet.
Kreativ waren am Dienstag auch die Tanndorfer Jungs, die im Bildungs- und Sozialwerk Muldental e.V. untergebracht sind. Sie luden zu ihrem Fest Nachbarn ein, um sich einfach mal näher kennenzulernen. Auch der Colditzer Bürgermeister Matthias Schmiedel ließ es sich nicht nehmen, seinen neu hinzugewonnen Mitbürgern einen Besuch abzustatten.Das Stadtoberhaupt betonte, dass es schön sei, dass man Seitens der Stadt und der Bevölkerung den Menschen eine Starthilfe und eine erste neue Heimat anbieten könne. Jedoch sehe er es als eine Illusion, wenn man denke, viele würden bleiben. „Vielmehr sei es doch so, dass gerade die jungen Menschen einen Schulabschluss machen möchten und dann in größeren Städten arbeiten oder studieren möchten,“ so Matthias Schmiedel.
BSW Geschäftsführer Christian Kamprad sieht eine Chance nur dann gegeben, die Menschen zum Bleiben zu motivieren, wenn in regionalen Unternehmen Arbeitsplätze entstehen würden. „Dazu müssen wir Ängste auf beiden Seiten abbauen und den Menschen die Möglichkeit geben, sich kennenzulernen. Das funktioniert am besten über Praktika,“ so Kamprad.
Auch die unterschiedlichen Auffassungen von Arbeitszeiten seien ein Reibungspunkt, der von beiden Seiten Verständnis erfordert. „Für die Zuwanderer gab es bislang kein Wochenende, Arbeit und Privates verschmelzen zu einem Gesamtpaket und der Leistungsdruck überfordere viele Neuankömmlinge, betont der BSW-Geschäftsführer. „Da ist Aufklärung für beide Seiten das A und O!“Einen ersten Schritt des Kennlernens ist man beim BSW schon gegangen. Mit Knüppelkuchen, Lagerfeuer, Spezialitäten vom Grill und natürlich auch gekochten Speisen, wurde für das leibliche Wohlbefinden gesorgt. Bei Spielen und andere Gemeinschaftsaktivitäten kamen die Tanndorfer mit den Jugendlichen ins Gespräch.
Text und Fotos: Detlef Rohde