
Nerchau. Einst war er zu Gast in der Goldenen Sonne. Heute erinnert ein Kunstwerk am Haus an den „japanischen Goethe“.
Im Sommer 1885 machte ein besonderer Gast Station im Muldental: Der japanische Arzt und spätere Nationaldichter Mori Ōgai wohnte während des sogenannten Herbstmanövers im Gasthaus Zur Goldenen Sonne. Man erzählt sich, er habe ein Theaterstück im Haus besucht.
Heute, 140 Jahre später, erinnert Regina Lamik, Eigentümerin des Sonnen-Hauses, auf eindrucksvolle Weise an den berühmten Besucher: Ōgai blickt nun überlebensgroß von ihrer Hauswand. Der Künstler und Historienmaler Volker Pohlenz sowie Malermeister Bernd Aurig schufen das Kunstwerk. Volker Pohlenz malte bereits im Auerbachs Keller ein Wandbild von Mori Ōgai in der Mephisto Szene. „In einem Jahr möchten wir eine Gedenkveranstaltung organisieren“, so Lamik. Eigentlich war sie schon für dieses Jahr geplant, musste aber wegen Terminüberschneidungen verschoben werden.
In Japan kennt ihn jedes Kind: Ōgai war nicht nur Arzt, sondern auch Dichter, Schriftsteller – und der erste große Goethe-Übersetzer. Seine Jahre in Deutschland prägten ihn entscheidend. Dass auch Nerchau Teil dieser Geschichte ist, macht den Grimmaer Ortsteil neben Mutzschen und Döben zu einem Schauplatz weltliterarischer Geschichte.