Grimma/Brandis/Sachsen. Am Dienstagmorgen hat die Bundesanwaltschaft mehrere mutmaßliche Mitglieder der „Sächsischen Separatisten“ festgenommen.
Insgesamt acht deutsche Staatsangehörige wurden laut Generalbundesanwaltschaft in den Morgenstunden in Sachsen festgenommen. In Grimma wurden mindestens vier Objekte durchsucht. Sowohl am Grimmaer Markt, in der Paul-Gerhart-Straße und Bahnhofstraße als auch in einer Siedlung zwischen Grimma und Beiersdorf kam es zu Durchsuchungsmaßnahmen. Dort soll laut unseren Informationen auch mindestens ein Schuss gefallen sein. Von dort aus bewegte sich ein Konvoi von mehreren Polizeiwagen einem Rettungswagen und einem Notarztwagen in Richtung Autobahn. Ob es zu einem Schusswechsel kam oder Verletzte gab, ist derzeit noch unklar. Eine Anfrage dazu bei der Generalbundesanwaltschaft steht noch aus.
In einem ehemaligen Bratwurstimbiss in der Bahnhofstraße sollen sich laut unseren Informationen die Mitglieder regelmäßig zum Austausch getroffen haben. Bei einem der Verdächtigen, Kurt H. soll es sich zudem um einen AFD Kommunalpolitiker handeln, der im Grimmaer Stadtrat und auch Kreisvorstandsmitglied im AfD-Kreisverband Landkreis Leipzig ist. Zudem ist er Schatzmeister der Jungen Alternative in Sachsen. Spätestens im August 2022 schlossen sich Kurt H. und ein weiterer Tatverdächtiger Hans-Georg P. laut Generalstaatsanwaltschaft an.
Die festgenommenen Beschuldigten sind laut Behörden dringend verdächtig, sich in einer inländischen terroristischen Vereinigung mitgliedschaftlich betätigt zu haben.
Die Beschuldigten sollen einer spätestens im November 2020 gegründeten Vereinigung angehören, die sich selbst „Sächsische Separatisten“ nenne. Hierbei handele es sich um eine aus fünfzehn bis zwanzig Personen bestehende militante Gruppierung, deren Ideologie von rassistischen, antisemitischen und in Teilen apokalyptischen Vorstellungen geprägt sei. Ihre Mitglieder verbinde eine tiefe Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland. Aus Sicht der Vereinigung stehe außer Zweifel, dass Deutschland vor dem „Kollaps“ stehe und an einem, wenngleich zeitlich noch unbestimmten „Tag X“ der staatliche und gesellschaftliche Zusammenbruch eintreten werde. Bei dieser Gelegenheit wolle die Gruppierung mit Waffengewalt Gebiete in Sachsen und gegebenenfalls auch in anderen ostdeutschen Ländern erobern, um dort ein am Nationalsozialismus ausgerichtetes Staats- und Gesellschaftswesen zu errichten, heißt es seitens der Ermittlungsbehörden weiter. „Unerwünschte Menschengruppen sollen notfalls durch ethnische Säuberungen aus der Gegend entfernt werden.“
Seit ihrer Gründung bereitete sich die Vereinigung demzufolge kontinuierlich auf den aus ihrer Sicht unausweichlichen Systemsturz vor. Dazu absolvierten die Mitglieder – einschließlich aller festgenommenen Beschuldigten – wiederholt paramilitärische Trainings mit Kampfausrüstung. Dabei wurden insbesondere der Häuserkampf, der Umgang mit Schusswaffen, Nacht- und Gewaltmärsche sowie Patrouillengänge eingeübt. Überdies beschaffte sich die Gruppierung militärische Ausrüstungsgegenstände, so etwa Tarnfleckanzüge, Gefechtshelme, Gasmasken und Schutzwesten.
Für die heutigen Festnahmen und Durchsuchungen in Deutschland sind über 450 Sicherheitskräfte und Polizeibeamte des Bundeskriminalamts, Spezialkräfte der Bundespolizei und des Landeskriminalamts Sachsen im Einsatz gewesen.
Update: Ein weiterer durch die Generalbundesanwaltschaft genannter Tatverdächtiger, Kevin R. stammt laut unseren Informationen ebenfalls aus Grimma und soll der Stellvertreter für Kurt H. in Grimmas Beirates für Kultur, Jugend und Sport sein. Laut SPIEGEL sei Kurt. H. bei der Festnahme am frühen Morgen durch einen Schuss verletzt worden.