Mutzschen. Der Sommerurlaub ist noch nicht so alt. Das Deutsche Spielschiffmuseum in Mutzschen bereitete eine Ausstellung zum Thema Sommerurlaub vor.
Die Ursprรผnge des Wortes Urlaub gehen auf das Mittelalter zurรผck. Doch mit Ferienmachen hatte es eigentlich nichts zu tun. Wer den Hof eines Adeligen verlassen wollte, musste um „urloup“ bitten, was die „Freistellung vom Dienst“ bedeutete. Gewรคhrt wurde „urloup“ nicht zur Erholung. Grรผnde konnten die Beerdigung eines Verwandten sein oder andere Familienangelegenheiten und Geschรคfte. Tourismus als Reisen zum Vergnรผgen gibt es seit dem 18. Jahrhundert. Zunรคchst war Urlaub zur Erholung dem Adel und spรคter auch dem gehobenen Bรผrgertum vorbehalten.
Das Deutscheย Spielschiffmuseum in Mutzschenย zeigt vomย 21. Juliย bis 27. August 2023 eine Sonderausstellung รผber die „Geschichte des Urlaubs“. „Die Besucher werden einen Rรผckblick รผber 100 Jahre Sommerurlaub unter dem Motto ‚Strand und mehrโฆ‘ bekommen“, so Museumbetreiber Claude Bernard. Das Museum รถffnet wรคhrend der Sommerรถffnungszeit mittwochs bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr.
Urlaub – das waren Reisen ins Gebirge oder zu den Badeorten im Binnenland. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts herrschen in den Badeorten strenge Moralvorstellungen. Um Sitte und Moral nicht zu gefรคhrden, baden Mรคnner und Frauen stets getrennt voneinander.
Schirme oder Bretterzรคune sorgen fรผr zusรคtzlichen Sichtschutz, denn auf Anraten der รrzte baden die meisten Gรคste nackt. Doch um die Jahrhundertwende um 1900 setzen sich die Gemeinden vermehrt fรผr die Einrichtung von Familienbรคdern ein. Voraussetzung dafรผr: die richtige Bademode wie undurchsichtige Anzรผge mit Beinkleid – bei Frauen auch gerne mit Schรถรchen. Mit fortschreitender Industrialisierung suchen immer mehr Stadtbรผrger Erholung in den Seebรคdern – oft nur fรผr ein Wochenende, da viele noch kein Recht auf Urlaub haben. Aber der Sommerurlaub ist nicht mehr ausschlieรlich Privileg der Reichen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich die Verkehrsverbindungen stark verbessert. Vor allem die Bรคder an der Ostsee sind gut zu erreichen und begehrt. Seit den 1920er Jahren gibt es bei uns einen Urlaubsanspruch fรผr den Groรteil der Arbeitnehmer und damit Reisen zum Vergnรผgen oder zur Erholung fรผr so gut wie jedermann. Hรคufig ging es ans Meer oder an einen See. Nicht lang nach 1945 wurden Familienurlaube in grรถรerem Umfang mรถglich. Die einen (DDR) fuhren an die Ostsee oder nach Ungarn, die anderen (Bundesrepublik) zunรคchst an die Nord- und Ostsee oder an den Strand in Italien, spรคter auch in Spanien oder Frankreich. Auรer Sandschaufel und Fรถrmchen waren zunehmend Spielschiffe mit von der Partie. Hergestellt wurden sie vorwiegend durch im Sรผden Thรผringens ansรคssige Betriebe. Fรผr sie begann um 1920 ein mehrere Jahrzehnte anhaltender Boom. Geliefert wurde in die ganze Welt. Es war die „goldene รra“ der Spielschiffe.