Am 1. Juli 2021 beginnt eine neue Ära für die Glücksspiel-Branche in Deutschland. Dann tritt der neue Deutsche Glücksspielstaatsvertrag in Kraft, der erstmals eine umfassende Regulierung der privaten Angebote vorsieht. Dann sind Roulette und Online-Poker auch im Internet erlaubt. Sachsen wird dabei eine zentrale Rolle einnehmen.
Damit finden jahrelange Diskussionen ein Ende. Zukünftig soll es bundesweit ein Miteinander, statt ein Gegeneinander geben. Die neuen Regeln stellen sicher, dass das Niveau des Spieler- und Jugendschutzes vereinheitlicht wird. Dazu wird das Land Sachsen-Anhalt eine neue Vollzugs- und Aufsichtsbehörde einrichten. Diese konzentriert sich vor allem auf die Glücksspiele im Internet und wird sicherstellen, dass die gesetzlichen Vorgaben von allen Anbietern eingehalten werden.
Online-Casinos dominieren den Markt
Der Online Glücksspielmarkt in Deutschland wuchs in den letzten Jahren beständig an. Zahlreiche Anbieter arbeiteten mit Lizenzen anderer Länder der EU und argumentierten mit der geltenden Dienstleistungsfreiheit in der Europäischen Union. Hierzulande dominieren die Online-Casinos den Markt mit einem Anteil von 55 Prozent und das noch vor den Online-Angeboten der staatlichen Lotterien.
Jeder Dritte Deutsche spielt zumindest hin und wieder Online-Glücksspiele. Das riesige, bisher nicht regulierte, Angebot im Internet macht es für Spieler schwierig den Überblick zu behalten. Wer hier eine Auswahl treffen möchte, greift zumeist auf Anbieter wie Gambling.com Deutschland zurück, um sich einen Überblick zu verschaffen. Diese redaktionelle Vorauswahl wird auch in Zukunft wichtig sein. Schließlich kommt es demnächst zu einer umfassenden Vergabe von Lizenzen. Dann lassen sich die Angebote der Unternehmen noch besser als bisher vergleichen. Grund sind die gesetzlichen Vorgaben, an die sich alle Lizenznehmer ab dem 1. Juli 2021 halten müssen.
Die Länder ziehen einen Schlussstrich
Dem Inkrafttreten des neuen Deutschen Glücksspielstaatsvertrages ist ein langer Gesetzwerdungsprozess vorangegangen. Bereits im Frühjahr 2020 hatten die Ministerpräsidenten in ihrer Konferenz die Neuregelung des Glücksspiels beschlossen. Diese soll endlich einen Schlussstrich unter die zahlreichen Diskussionen rund um die Regulierung der Internet-Angebote, wie Online-Casinos, Sportwetten und Online-Poker ziehen. Immerhin war das Bundesland Schleswig-Holstein schon vor Jahren aus der Front der Bundesländer ausgeschert.
Dort ermöglichte eine vorübergehende Liberalisierung die Ausschreibung von Lizenzen. Zahlreiche Anbieter griffen damals zu und boten ihre Glücksspiele seither völlig legal an. Um Rechtssicherheit für alle Beteiligten zu schaffen, einigten sich die Länder im Herbst auf eine Übergangsregelung. Diese gilt bis zum Inkrafttreten des neuen Deutschen Glücksspielstaatsvertrages und soll einen geregelten Übergang sicherstellen. Voraussetzung dafür war allerdings, dass sich die bisher lizensierten Anbieter an jene Regelungen halten, die ab 1. Juli 2021 bundesweit gelten werden. Danach galt es lediglich eine letzte Hürde aus dem Weg zu räumen.
Sachsen stellt die Glücksspiel-Aufsichtsbehörde
Schließlich mussten zuvor noch alle 16 Länderparlamente dem neuen Deutschen Glücksspielstaatsvertrag zustimmen. Das ist in den letzten Monaten passiert. Als letzter Landtag stimmte im April auch jener von Sachsen-Anhalt dem Gesetzestext zu. Für das Bundesland bedeutet die Zustimmung gleichzeitig auch die Installierung einer neuen Glücksspiel-Aufsichtsbehörde. Diese wird in Halle ihren Standort finden und voraussichtlich ab dem Jahr 2023 ihre Arbeit in Vollbetrieb aufnehmen. Zusätzlich wird Sachsen die Beratung für Spielsüchtige erweitern. Dazu wird es nicht nur eine Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht, sondern auch regionale Beratungsstellen in Dessau-Roßlau, Halberstadt, Halle, Magdeburg und Stendal geben. Die neue Behörde bekommt viel zu tun, schließlich ändern sich zahlreiche Regeln für das Glücksspiel in Deutschland.
Umfassende Regulierung und staatliche Kontrolle
Mit der gesetzlichen Neuregelung passt sich Deutschland endgültig den Erfordernissen des Marktes an und setzt auf eine umfassende Regulierung bei gleichzeitiger umfassender staatlicher Kontrolle. Erstmals haben Online-Spieler damit die Möglichkeit Angebote, wie Online-Poker, Slots und Casino-Spiele privater Anbieter zu nutzen.
Darüber hinaus werden die Sportwetten erweitert. Ziel dieser gesetzlichen Maßnahmen ist es den Schwarzmarkt in Deutschland zu legalisieren. So werden erstmals Live-Wetten auf bestimmt Sportereignisse zugelassen. Das betrifft beispielsweise Wetten auf das nächste Tor beim Fußball oder den nächsten Satzgewinner beim Tennis.
Spieler wünschen sich Sicherheit
Diese Vorgaben kommen auch den Bedürfnissen der deutschen Spieler entgegen. Umfragen zeigen, dass sich viele eine gesetzliche regulierte Umgebung wünschen. Sie bevorzugen Anbieter mit deutscher Lizenz. Schließlich bietet diese jene Sicherheit, die viele Online-Spieler bevorzugen. Dies wird nun erstmals auch für private Anbieter möglich sein.
So müssen Spieler im Internet zukünftig zwingend ein Spielerkonto einrichten. Dazu ist eine Identifizierung und Authentifizierung notwendig. Dies soll verhindern, dass Minderjährige an Spielen teilnehmen, die unter den Jugendschutz fallen. Gleichzeitig ermöglicht das Spielerkonto die Festsetzung eines Limits. Dieses beträgt 1.000 Euro pro Monat. Diesen maximalen Betrag können Spieler auf ihr Konto einzahlen und für Online-Angebot nutzen.
Die zentrale Datensammlung garantiert den Spielerschutz
Diese Regelung soll verhindern, dass Spieler zu oft und um zu viel Geld spielen. Dazu richtet Deutschland eine Spielformübergreifende Sperrdatei ein. Diese erfasst alle personenbezogenen Daten, die über das Spielverhalten Auskunft geben. Das betrifft nicht nur die Sportwetten, sondern auch das Aufsuchen einer Spielhalle oder Spielbank. Selbstverständlich werden auch die Einsätze in den Online-Casinos mit berücksichtigt, wenn es darum geht, den Spielerschutz hochzuhalten. Dieses Prinzip ist keine deutsche Erfindung, sondern existiert mittlerweile auch im europäischen Ausland. Eine Aktivitätsdatei soll darüber hinaus sicherstellen, dass ein Spieler nicht zur selben Zeit auf mehreren Plattformen aktiv ist.
Inwieweit diese umfassenden Schutzmaßnahmen tatsächlich greifen werden herrscht derzeit noch Uneinigkeit. Schließlich nimmt die in Sachsen angesiedelte Glücksspiel-Aufsichtsbehörde ihre Arbeit Schritt für Schritt auf. Zunächst können Anbieter Konzessionen beantragen und erhalten diese nach Prüfung zugeteilt. Doch die notwendigen Strukturen für die Überwachung des Glücksspielmarktes in Deutschland müssen erst aufgebaut werden. Dieser Prozess wird voraussichtlich erst mit 1.1.2023 abgeschlossen sein. Bis es so weit ist, sollen die Länder diese Aufgaben weiterhin übernehmen. Es gibt also noch viel zu tun, doch Deutschland hat mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag den wichtigsten Schritt bereits gesetzt.