Mulde: Winterzauber birgt auch Gefahrenrisiko

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Foto: Sรถren Mรผller

Grimma. Der Winter hat in den letzten Tagen viel Schnee รผber Sachsen abgeladen aber steigt damit nicht auch die Hochwassergefahr? Kann man die Eisflรคchen auf der Mulde betreten? Was passiert bei einem Eisschollenstau? Wir haben nachgefragt!

Aufgrund der teilweise starken Schneefรคlle der letzten Tage hat sich in ganz Sachsen eine Schneedecke ausgebildet. Im Tiefland liegen aktuell meist zwischen 5 und 20 cm Schnee, in den Mittelgebirgen zwischen 20 und 90 cm und auf dem Fichtelberg 114 cm Schnee, zudem bilden sich auf Gewรคsser zunehmend Eisflรคchen. Sachsen liegt aktuell im Einflussbereich einer krรคftigen Hochdruckbrรผcke, die von der nรถrdlichen Biskaya รผber Norddeutschland bis nach Osteuropa reicht. Mit einer nรถrdlichen Strรถmung flieรŸt weiterhin polare Meeresluft ins Vorhersagegebiet. Das heiรŸt knackige Minustemperaturen die keinen Schnee zum Tauen bringen werden, doch das kann sich auch schnell wieder รคndern, dann nรคmlich kรถnnte Tauwetter zum Problem werden.

Wir haben mit Karin Bernhardt, Pressesprecherin des sรคchsischen Landesamt fรผr Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gesprochen.

Die aktuellen Wasserstรคnde im Einzugsgebiet der Mulde befinden sich allesamt im durchschnittlichen Bereich. „Da bis Mitte der nรคchsten Woche kein bedeutender Anstieg der Temperaturen erwartet wird, ist auch nicht mit dem Abtauen der vorhandenen Schneedecke und einer damit verbundenen ร„nderung der aktuellen Abflusssituation zu rechnen.“

Doch ab wann wird eigentlich Tauwetter zum Problem? „Ein Tauprozess wird immer dann gefรคhrlich, wenn die Scheedecke durch einen rasanten Temperaturanstieg in Verbindung mit grรถรŸeren Regenmengen bis in die Hรถhenlagen der Gebirge zum Abtauen kommt. Die meist noch gefrorenen Bรถden kรถnnen das Wasser nicht aufnehmen, so dass alles oberflรคchig abflieรŸt“ Die Folge wรคre rasches Anschwellen der Wasserfรผhrung in Flรผssen und Bรคchen mit Hochwassergefahr.

„Weniger gefรคhrlich ist ein langsames Abtauen der Schneedecke bei geringem Temperaturanstieg, Sonnenschein, kein oder nur wenig Regen bzw. ausgewogene Tag- Nacht-Schwankungen, das heiรŸt tagsรผber wenige Plus- und nachts wenige Minusgrade. So wird der Tauprozess nachts gestoppt und das Wasser kann geordnet abflieรŸen, bis neues hinzukommt.“

Fรผr die nรคchsten Tage gibt Karin Bernhardt Entwarnung: „Es herrschen in Sachsen allerorten frostige Temperaturen, so dass mit keinem Tauwetter zu rechnen ist“ Das Landeshochwasserzentrum beobachtet die Lage sehr gewissenhaft und informiert die Bevรถlkerung rechtzeitig, wenn eine Hochwassergefahr droht.

Auch das Eis, welches sich auf Flรผssen und Bรคchen derzeit bildet sollte man definitiv nicht betreten. Durch die schwankenden Wasserspiegel ist das Eis nicht tragfรคhig. Bei Betreten besteht Lebensgefahr! Gerade auf Kinder haben zugefrorene Flรผsse und Seen eine groรŸe Anziehungskraft. โ€žDeshalb sollten Eltern, Lehrer und Erzieher die Kinder unbedingt รผber die Gefahren beim Betreten von Eisflรคchen aufklรคrenโ€œ, sagt Heinz Grรคfe, Geschรคftsfรผhrer der Landestalsperrenverwaltung.

Das Phรคnomen des Eisschollenstaus im Dornaer Bogen darf man allerdings auch nicht auรŸer Acht lassen. Dabei wรผrde sich das Eis in den Windungen der Mulde stauen und einen rasanten Pegelanstieg bewirken. Zuletzt geschah das 2012: GroรŸe Eisschollen, die sich auf der Mulde zwischen Hรถfgen und Grimma auftรผrmten, lieรŸen den Fluss binnen Minuten รผber die Ufer treten. Besonders in Hรถfgen waren damals die Auswirkungen zu spรผren, dort bekam der Gaststรคttenpavillon der Schiffsmรผhle nasse FรผรŸe und der untere Parkplatz wurde vollstรคndig รผberflutet.

Damals hatten Einsatzkrรคfte der Feuerwehren aus Kaditzsch und Schkortitz eilig Barrieren aus Sandsรคcken errichtet. In Hรถhe der Hรคngebrรผcke gaben die Eismassen spรคter hรถrbar nach, so das das Wasser mit gewaltigem Getรถse abflieรŸen konnte. Damit war die Gefahr aber noch nicht gebannt, denn auch im Dornaer Bogen stauten sich die Schollen auf, erst am frรผhen Abend lรถste sich auch dort der Pfropfen. Vorsorglich hatten die Grimmaer Feuerwehren die Hochwasserschutzbalken an der Grundmรผhle eingesetzt und die Bevรถlkerung wurde รผber Lautsprecher informiert, die Fahrzeuge aus der Innenstadt zu fahren. Oberbรผrgermeister Matthias Berger damals: „Das war sehr knapp, wir hatten Glรผck.“

Diese Gefahr sieht das Stadtoberhaupt derzeit nicht: „Dazu mรผssten die Temperaturen รผber mehrere Wochen tiefe Minusgrade aufzeigen und ein rasanter Temperaturanstieg anstehen, diese Gefahr zeichnet sich fรผr mich derzeitig nicht ab. Wir beobachten das aber sehr genau und wรผrden im Gefahrenfall die Hochwasserschutzmauer schlieรŸen um ein รœberspรผlen zu verhindern.“