Landtagswahl in Sachsen: Wie stehen die Chancen, dass die Regierung vor Weihnachten steht?

0
287
Symbolbild/pixabay

Der 1. September 2024 wird wohl in die Geschichtsbรผcher eingehen: Die achte Wahl zum Sรคchsischen Landtag gewann zwar die CDU mit 31,9 Prozent, verlor jedoch 0,2 Prozent. Der groรŸe Gewinner waren die AfD und das Bรผndnis Sarah Wagenknecht: Die AfD landete mit einem Plus von 3,1 Prozent auf Platz 2 und erreichte 30,6 Prozent, wรคhrend das Bรผndnis Sarah Wagenknecht beim Erstantritt mit 11,8 Prozent auf Platz 3 sprang. Dahinter folgten die SPD (7,3 Prozent / – 0,4 Prozent), die Grรผnen (5,1 Prozent / – 3,5 Prozent) und die Linke (4,5 Prozent / – 5,9 Prozent). Die sogenannte Kenia Koalition (Schwarz / Grรผn / Rot) hat eine Niederlage erlitten. Und mit Blick auf die neue Mandatsverteilung wird es die CDU schwer haben, eine stabile Mehrheit zu finden.

Nun ist Geduld gefragt: Regierungsbildung wird genauso lange dauern wie anfangs befรผrchtet

Heutzutage wird alles schneller: Die Digitalisierung hat dazu beigetragen, dass einige Prozesse so schnell wie noch nie abgeschlossen werden kรถnnen. Heutzutage muss man keinen Termin bei seinem Bankberater ausmachen, sondern kann das favorisierte Produkt online abschlieรŸen – ganz egal, ob eine Bankfiliale geรถffnet hat oder nicht. Versicherungen sind ebenfalls gleich abgeschlossen: Der Vergleich, um das beste Angebot zu finden, geschieht online รผber ein Vergleichsportal – schon hat man die beste Auto- oder Haushaltsversicherung abgeschlossen. Auch die Glรผcksspielbranche hat sich verรคndert: Musste man vor ein paar Jahren noch in die nรคchste Spielbank fahren, dabei auf ร–ffnungszeiten und Dresscode achten, kann man heute im Casino ohne Verifizierung sofort das Glรผck auf die Probe stellen. Tatsรคchlich ist es in vielen Bereichen nicht mehr notwendig, geduldig zu sein – auch Warten ist nicht mehr erforderlich: Vor Jahren musste man noch warten, bis der gewรผnschte Film im Fernsehen lief, heute wird er รผber Netflix innerhalb von Sekunden abgerufen. Anders sieht die Sache in der Politik aus: Hier gehรถrt das Warten noch immer zur Tagesordnung. Der beste Beweis dafรผr ist die Regierungsbildung in Sachsen.

Noch ist die alte Regierung im Amt. Die neuen Krรคfteverhรคltnisse sind aber schon sichtbar. Es mag zwar schwierig werden, eine neue Regierung zu bilden, die Mehrheit im Land ist aber zuversichtlich: 59 Prozent sind der Meinung, die neue Landesregierung wird noch vor dem Jahreswechsel feststehen. Ein Drittel, rund 36 Prozent, ist skeptisch.

Wie geht es jetzt weiter?
Dass der GroรŸteil der Befragten der Meinung ist, eine neue Regierung wรคre noch in diesem Jahr wรผnschenswert, ist keine รœberraschung. SchlieรŸlich sollen die neu gewรคhlten Mandatare bzw. Funktionรคre der nรคchsten Landesregierung ihre Arbeit aufnehmen kรถnnen. Vor allem geht es auch darum, die bereits vorhandene Unsicherheit in Sachsen unter Kontrolle zu bringen – je lรคnger die Politiker uneinig sind, umso grรถรŸer werden die Probleme im Bundesland werden. Im LandkreiรŸ MeiรŸen war Sybille, 64 Jahre alt, wahlberechtigt – sie hat ihre Stimme abgegeben. Wen sie wรคhlt, verrรคt sie nicht. Aber sie ist der รœberzeugung, man mรผsse mit Sarah Wagenknecht ebenso Gesprรคche fรผhren. โ€žDen AfD-Wรคhlern muss etwas geboten werden, sonst wird im System keine Ruhe einkehrenโ€œ, ist sie รผberzeugt.

Ina, 61 Jahre alt, war im Landkreis Zwickau wรคhlen. Ihr ist wichtig, dass die Koalition schnell steht. So schreibt sie etwa im Internet: โ€žEine handlungsfรคhige Regierung ist essenziell! Ich mรถchte, dass sich alle Beteiligten darรผber im Klaren sind und ihre Verantwortung ernst nehmen. Und ich habe Hoffnung, dass die CDU dies moderieren kann!โ€œ

CDU ist stimmenstรคrkste Partei, die aktuelle Regierung hat jedoch keine Mehrheit mehr

Die CDU mit Ministerprรคsident Michael Kretschmer hat zwar die Wahl gewonnen, dennoch wurde die Regierung abgewรคhlt: Es gibt keine Mehrheit mehr mit der SPD und den Grรผnen – nun ist man auf das Bรผndnis Sarah Wagenknecht angewiesen. Oder auf die AfD. Doch die Grundstimmung ist klar: Keine AfD in der Regierung. Die ersten Gesprรคche zwischen der CDU, der SPD und der BSW wurden bereits gefรผhrt. Informationen darรผber, worรผber geredet wurde und was der Plan sei, gibt es noch nicht.

Vor allem steht fest: Die AfD mag zwar in Sachsen als rechtsextremistisch gelten, dennoch wurde sie von รผber 30 Prozent gewรคhlt, sodass es schwer ist, eine Regierung ohne der AfD zu schaffen. Der CDU-Beschluss der Basis, nicht mit der AfD zu koalieren, besteht noch immer. Diesmal wird es der CDU auch gelingen – aber wie es dann nach der nรคchsten Wahl aussieht, wenn die Regierung genauso versagt wie die vorherige Kenia-Koalition, daran will man in Sachsen nicht denken. Jedoch besteht durchaus die Gefahr, dass die AfD, wie in Thรผringen, die stimmenstรคrkste Partei wird. Und wird die AfD einmal so stark, dass man sie nicht mehr ausschlieรŸen kann, wird sie der Landesregierung angehรถren mรผssen.ย ย