
Sachsen. Seit Grรผndonnerstag streifen drei Luchse durch die Wรคlder des Westerzgebirges.
Am frรผhen Abend des 28. Mรคrz ist mit Alva erneut ein Luchsweibchen aus der Schweiz im Eibenstocker Forst ausgewildert worden. Das teilte das Sรคchsische Landesamt fรผr Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) heute in Dresden mit.
So wie die Katze Nova, die am 18. Mรคrz erstmalig ihre weichen Pfoten auf sรคchsischen Boden setzte, wurde auch Alva im Schweizer Jura gefangen und kam nach dreiwรถchiger Quarantรคne nach Sachsen. Sowohl der Transport als auch die Auswilderung sind gut und stรถrungsfrei verlaufen. Alva ist drei Jahre alt, in guter kรถrperlicher Verfassung und geschlechtsreif. Beim รffnen der Transportkiste sprang sie heraus und verschwand zรผgig in der Deckung eines Fichtenbestands.
Gemeinsam mit dem Luchsmรคnnchen Juno, das ebenfalls am 18. Mรคrz im Eibenstocker Forst ausgewildert wurde und aus dem Wildkatzendorf Hรผtzscheroda in Thรผringen stammt, sollen die beiden Schweizer Luchsinnen im Rahmen des Projekts ยปRELynx Sachsenยซ eine neue Population im Erzgebirge etablieren. Zudem soll die Wiederansiedlung in Sachsen die nach wie vor empfindliche mitteleuropรคische Luchspopulation stรคrken. Der Zeitraum der Aussetzungen von bis zu 20 Luchsen erstreckt sich bis Ende des Jahres 2027.
Fรผr die wissenschaftliche Begleitung des Projekts wurden alle drei Tiere mit GPS-Senderhalsbรคndern ausgestattet. รber den Sender wird ihr Aufenthaltsort sechsmal innerhalb von 24 Stunden erfasst und danach รผbertragen. Die รberwachung der Aufenthaltsorte und in gewisser Weise auch des Verhaltens der Tiere ist ein wesentlicher Baustein der wissenschaftlichen Begleitung. Daraus lassen sich Informationen zum Status der Tiere, zur Nutzung des Lebensraumes, zu mรถglichen Gefahrenstellen und auch zum Beuteerwerb oder einer eventuellen Abwanderung ableiten. Sollte ein Tier verunglรผcken und sich nicht mehr bewegen, wird ein spezielles Mortalitรคtssignal รผbermittelt, sodass die Suche nach dem Tier aufgenommen werden kann. Von Nova und Juno liegen bereits Daten aus der GPS-Ortung vor und daraus abgeleitete Informationen, wie sie sich bewegen und in ihrer neuen Umgebung verhalten.
Juno verhรคlt sich noch zurรผckhaltend. Er erkundet sein neues Zuhause zรถgerlich und macht kleine Exkursionen in alle Himmelsrichtungen. Es ist davon auszugehen, dass sein Radius sich stetig vergrรถรern wird. Als Luchs, der in einem Gehege geboren und aufgewachsen ist, bringt er andere Voraussetzungen mit als die im Jura gefangenen Luchsweibchen. Juno muss noch lernen, dass seine Bewegungen nicht mehr durch einen Zaun begrenzt sind und dass er selbstรคndig Beute machen muss.
Nova hingegen ist als Wildfang ein Leben in Freiheit gewรถhnt. Sie hat sich rasch nach der Auswilderung vom Freilassungsort entfernt und erkundet seither ihr neues Zuhause westlich vom Auswilderungsort, รผberquert Straรen, meidet die Ortschaften und bewegt sich auf leisen Pfoten unbemerkt durch das Erzgebirge. Sie muss ein neues Territorium etablieren, lernen wo gute Schlafplรคtze sind, wo man gut jagen kann und wo mรถglicherweise bereits andere Luchse sind. Noch scheinen Nova und Juno sich nicht getroffen zu haben. Es bleibt spannend, ob eines der Luchsweibchen sich noch in diesem Frรผhjahr mit Juno fortpflanzen wird.