Landkreis Leipzig. Binnen 24 Stunden hatte ein unbekannter Anrufer gegen fรผnf Alters- und Pflegeheime im Landkreis Bombendrohungen ausgesprochen.
EIL: In Polenz und Zwenkau sind am Dienstag weitere Bombendrohungen eingegangen.
Am Sonntag musste ein Heim in Groitzsch evakuiert werden, ein Heim in Grimma und ein Heim in Markranstรคdt am darauf folgenden Morgen. Noch am Nachmittag kamen Heime in Wurzen und Geithain hinzu.
Auch Wurzen war am Montagnachmittag von einer Bombendrohung betroffen Foto: Sรถren Mรผller
Ein immenser Kraftakt fรผr alle beteiligten Helfer und Personal, vorallem aber fรผr die ehrenamtlichen DRK und Feuerwehrleute die zum Teil den ganzen Tag im Einsatz waren. Der Oberbรผrgermeister von Wurzen, Jรถrg Rรถglin, machte sich am Abend bereits auf Facebook Luft: „Wie krank muss man sein, einem Pflegeheim mit einer Bombe zu drohen. Wie irre ist es, wenn die Bombendrohung in Wurzen bereits die fรผnfte an einem Tag ist. Glaubt hier tatsรคchlich jemand, es wรคre cool, den alten Leuten solch einen Schrecken einzujagen. Es ist erbรคrmlich. Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz, Polizei, Pflegedienst und Notfallseelsorge, alle sind auf den Beinen.“
Die Polizei tappt derweil im Dunkeln, eine Spur zum Tรคter war bis zum Nachmittag fรผr die Ermittler nicht greifbar, hieร es seitens der Polizei. Sicher sei man sich aber dass die Drohungen im Zusammenhang stehen weil die Ablรคufe immer wieder gleich seien: Eine unbekannte mรคnnliche Stimme ruft in einem Altenpflegeheim an und teile mit das im Objekt eine Bombe versteckt sei. Danach lege er sofort auf. Fรผr die Polizei ein Problem, die Nummer sei unterdrรผckt so dass eine Rรผckverfolgung schwierig bzw. nicht mรถglich sei.
Kommt der Unbekannte aus dem nรคheren Umfeld eines Pflegeheimes? Dafรผr spricht zumindest, dass der Anrufer auch auf Telefonen anruft, die in Wohnbereichen genutzt werden. „Wahrscheinlich weiร er dass er durch die Drohung Aufregung und Hektik verursacht„, hieร es aus Polizeikreisen. Dazu mรผsse er aber auch die Ablรคufe bei solchen Gefahrenlagen in Heimen kennen. In allen Heimen konnte durch den Einsatz von Spรผhrhunden schnell Entwarnung gegeben werden. Eine Bombe oder รhnliches wurde in keinem Heim gefunden. Auf spezielle Pflegeheime hat er es offenbar auch nicht abgesehen. Die betroffenen Heime hatten teilweise unterschiedliche Trรคger. Die polizeilichen Ermittlungen laufen. Bei Facebook hatte jedenfalls niemand Verstรคndnis fรผr diese „psychischen Angriffe“ auf die Schwรคchsten unserer Gesellschaft.
Die Polizei weist noch einmal eindringlich darauf hin, dass anonyme Bombendrohungen kein Kavaliersdelikt darstellen. Es drohen beim Bekanntwerden des Anrufers drastische Strafen und die Kosten werden in Rechnung gestellt. Die Polizei bittet alle Einrichtungen dringend darum, sofort Kontakt mit der Polizei aufzunehmen und das weitere Vorgehen (Evakuierung) mit den eintreffenden Beamten abzustimmen wenn weitere Anrufe eingehen sollten.
Update 13:30 Uhr: Auch am Dienstag kam es zu weiteren Bombendrohungen in Zwenkau sowie in Polenz bei Brandis. In beiden Heimen sei nach nach dem selben Schema ein anonymer Anruf eingegangen bei dem mit einer Bombe gedroht wurde. Wรคhrend sich die Heimleitung in Zwenkau in Absprache mit der Polizei gegen eine Rรคumung entschieden hatte, wurde in Polenz das Heim mit 43 Bewohnern evakuiert. Beide Gebรคude werden aktuell durch die Polizei durchsucht. Laut Polizei fehle zum Tรคter nach wie vor jede Spur.
Das Polenzer Heim wurde evakuiert. Foto: Sรถren Mรผller