Grimma. Am 27. August eröffnet das Kreismuseum Grimma seine neue Sonderausstellung.
Die Präsentation beschäftigt sich mit dem Thema Schießscheiben der Privilegierten Schützengesellschaft zu Grimma bis 1945. Gezeigt werden neben den Königsscheiben auch die sogenannten Anschuss- und Abschussscheiben. Bei letzteren handelt es sich um Scheiben, mit denen das Schützenjahr im März-Mai begann bzw. im Herbst mit dem Abschießen endete.
Der eigene Museumsfundus konnte für die Ausstellung um einige Leihgaben bereichert werden. So z.B. mit der letzten Abschussscheibe aus dem Jahre 1944 von Walter Artus. Der Kunstmaler Walter Artus fertigte in den 20er bis 40er Jahren sehr viele Scheiben für den Schützenverein an. Sicher war auch diese Scheibe von 1944 eines seiner letzten Auftragswerke, denn er wurde in den letzten Kriegstagen bei einem Spaziergang an der Mulde von amerikanischen Soldaten erschossen. Gestiftet wurden die bemalten Scheiben in der Regel vom amtierenden Schützenkönig oder Kommandanten, bzw. sonstigen Vereinsmitgliedern.
Der Schützenkönig bestimmte das Motiv für die Scheibe des nächsten Schützenfestes und gab diese dann bei einem Kunst- oder Hobbymaler in Auftrag. Da Walter Artus in der 1. Hälfte des 20. Jh. der einzige Kunstmaler in Grimma war, bekam er entsprechend viele Aufträge. Für die Scheiben der Schützenfeste, die eine Angelegenheit der gesamten Bevölkerung, einschließlich geladener Obrigkeiten und Gäste von außerhalb waren, wählte man vorzugsweise repräsentative Themen aus. Die großen Schützenfeste wurden stets in den Sommermonaten abgehalten. Hier ging es darum, während des einwöchigen Festes den Schützenkönig zu ermitteln. Während dieser Zeit waren, entweder auf der Schützenwiese beim Schützenhaus oder der Festwiese beim Schützenhof (Berghotel), zahlreiche Buden und Schaustände aufgebaut, so dass die Schützenfeste den Charakter eines Volksfestes für die ganze Stadt annahmen. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts erfreuten sich die Grimmaer Schützenfeste auch überregionaler Beliebtheit, so dass es normal war, das selbst die Leipziger in Scharen nach Grimma pilgerten. Da es zu dieser Zeit weder Bahn noch Automobil gab, kamen sie zu Fuß oder mit dem Pferdegespannen nach Grimma. Die große Anziehungskraft der Schützenfeste findet auch darin Ausdruck, dass beispielsweise alleine der Ratskellerwirt Tuma 1856 drei große Zelte auf der Schützenwiese errichten ließ in denen etwa 400 Personen beköstigt werden konnten.
Noch um 1900 kamen an Sonn- und Feiertagen über 2000 Auswärtige nach Grimma. Einen kleinen Einblick vom Schützenfest in Grimma vermitteln die Kurzfilme aus den Jahren 1929 und 1935 aus dem Besitz von Manfred Pippig, die in der Ausstellung zu sehen sind. Die Ausstellung „Feste schießen und Feste feiern. Grimmaer Schützenscheiben und –feste“ ist bis zum 18. November im Kreismuseum Grimma in der Paul-Gerhardt-Straße 43 zu sehen.