Drogeriemarkt Rossmann will auf den Brandiser Markt: Denkmalschutz meldet Bedenken an

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Foto: Stadt Brandis

Brandis. Seit rund drei Jahren bemühen sich Bürgermeister, Verwaltung und die Drogeriekette Dirk Rossmann um einen Standort in Brandis. Und dieser wurde auch schnell gefunden: an der Stelle, wo jetzt noch der marode und weiträumig abgesperrte alte Ratskeller steht, könnte ein modernes, den Gegebenheiten des Marktes angepasstes Geschäfts- und Ärztehaus errichtet werden. Das ist allerdings nicht ganz so einfach.

Jesse: „Mit Hinblick auf das Einzelhandelskonzept haben wir gemeinsam mit Rossmann schnell diesen als einzig möglichen Standort gefunden. Ziel war es natürlich, Rossmann als Frequenzbringer für uns zu gewinnen. Jeder weiß, wie nötig Brandis einen Drogeriemarkt hat. Und zudem hätten wir endlich eine Lösung für unseren einsturzgefährdeten Ratskeller, der aus Gutachtersicht immer weiter verfällt und nur mit einem immensen finanziellen Aufwand erhalten werden könnte.“

„Das Gebäude ist eine tickende Zeitbombe“, schätzte das mit einer Routine-Untersuchung beauftragte Leipziger Ingenieur und Planungsbüro Prof. Schubert – Jablonowski in einem Gutachten bereits vor einem Jahr ein. Man möge sicherlich nicht errechnen können, wann ein drohender Einsturz stattfindet. Jedoch sei es so, dass die Gefahr täglich wachse und Gefahr im Verzug zu attestieren sei. Das vorliegende Gutachten bescheinigt ebenso, dass der bauliche Zustand des Gebäudes eine Sicherung für eine nachfolgende Instandsetzung nicht zulasse. Daraufhin musste die Rathausgasse gesperrt werden, umfangreiche Sicherungsmaßnahmen wie die Absperrung am Markt wurden in die Wege geleitet. Um den Zustand wissend, fanden über mehrere Jahre hinweg immer wieder Gespräche mit dem Denkmalschutz und der Bauordnungsbehörde statt, um eine Abrissgenehmigung zu erwirken – ohne Ergebnis.

Ende vergangenen Jahres wurde das Gebäude samt Grund und Boden erneut zum Kauf ausgeschrieben – Rossmann beteiligte sich als einziger Investor. Ein erster Entwurf liegt inzwischen vor. Bürgermeister Arno Jesse: „Aus meiner Sicht ist der sehr gelungen. Er greift die Atmosphäre und Kulisse des Markplatzes auf und adaptiert die Geschichte des Platzes.“

In der Folge kam es auch schon zu mehreren Treffen mit der Denkmalschutzbehörde. „Dem Wunsch des Denkmalschutzes und sicher auch einiger Bürger nach Erhalt des Gebäudes kann ich durchaus nachvollziehen. Ich stimme auch zu, dass ein solcher Erhalt als erstes angestrebt werden sollte. Allerdings zeigen Gespräche und Besichtigungen mit zahlreichen Interessierten ebenso wie alle Gutachten, dass eine Sanierung des Ratskellers wirtschaftlich nicht darstellbar ist. Seit fast 10 Jahren drehen wir uns im Kreis und der Zustand des Gebäudes wird monatlich prekärer.“ Trotz dieses Werdeganges besteht der Denkmalschutz nach wie vor auf den Erhalt des Gebäudes und verweist auf eine weitere Interessenbekundung. Jesse: „Tatsächlich hat sich nachträglich ein Interessent gemeldet, der den Ratskeller sanieren möchte. Nach eigener Aussage ist er dazu jedoch ohne öffentliche Fördermittel nicht in der Lage. Diese stehen jedoch in der gewünschten Größenordnung nicht in Aussicht.“

Jesse befürchtet nun, zum wiederholten Male ergebnislos mit leeren Händen dazustehen, während der Ratskeller weiter einzustürzen droht. Auch Rossmann wollte sich aufgrund der Schwierigkeiten schon zurückziehen. Ein heutiges Gespräch zwischen Bürgermeister Jesse und dem Investor führte aber zum Ergebnis, dass alle Beteiligten noch mal das Gespräch suchen wollten und Rossmann deswegen sein Angebot vorläufig Aufrecht erhält. „Da wir leider nicht mehr mit einer kurzfristigen Lösung rechnen, habe ich mich entschlossen, für die Marktseite weitere Sicherungsmaßnahmen einzuleiten, die immerhin dazu führen, dass der Markt wieder frei zugänglich wird“, erklärt Arno Jesse. So wird vor der Gebäudefassade eine Schutzgerüstkonstruktion aufgebaut. Diese Konstruktion hat eine Tiefe von 3,50 m und hat einen Fassadenabstand von 50 cm, steht also statisch selbstständig. Damit ist abgesichert, dass von dieser Seite Passanten geschützt sind und der Markt für Personen und den Verkehr wieder freigegeben werden kann. Dafür fallen Kosten in Höhe von ca. 10.000 Euro an.

Rossmann erwartet nunmehr nach drei Jahren Gesprächen eine baldige verbindliche Aussage. Jesse: „Aus meiner Sicht wäre es für die Stadt Brandis, ihre Bürger aber auch für die Innenstadt und deren Händler fast ein Lottogewinn, wenn Rossmann sich am Markt ansiedeln könnte. Ich hoffe sehr, dass wir doch noch einen gemeinsamen Weg mit dem Investor und dem Denkmalschutz finden können. Wir brauchen hier eine Lösung, sonst sterben Markt und Innenstadt.“