Grimma. Die Saison 2018/2019 ist zu Ende, ein Ende mit einem großen Bäng. Das Ziel der Doubleverteidigung war nach dem Pokaltriumph Anfang März zum Greifen nahe.
Aber irgendetwas, etwas doch Negatives, blieb in den Köpfen der Wikingerinnen hängen. Bereits das letzte Spiel in der Hauptrunde gegen die Dragons aus Bonn oder die beiden Halbfinalspiele gegen die Piranhhas aus Hamburg ließen zum Teil viele Wünsche offen. Gleichwohl hatte Headcoach Ralf Kühne den Eindruck, dass seine Truppe wieder eine aufsteigende Formkurve erwischt hatte. Aber wie schon im Hinspiel blieb zu vieles Stückwerk, gelang es nicht, die sich schon in den letzten Spielen sich zeigenden Defizite in der Defensive abzustellen.
Die Erfahrung der vielen Finalschlachten seit 2008 zeigte auch, dass die Serie Best of Three zuerst im Kopf entschieden wird. Vielleicht steckte auch in den Köpfen, dass es neben dem schon Erreichten auch eine Finalserie der Abschiede sein wird. Nochmals ein Tanz bis zum letzten Ahoi. Gleich für fünf Spielerinnen war es der Abschied. Kapitänin Sabine Wagner führte die MFBC-Damen ein letztes Mal auf das Feld. Mit ihr stellen Daniela Kolbe, Stefanie Reinhardt, Lisa Glaß und Anna Abraham den Stock in die Ecke, zudem hört die langjährige Physiotherapeutin Aileen Sommer auf. Kopfkino hin und her, aber sich einfach die Tore (4./7.) einschenken zu lassen, darf einer gestandenen Truppe nicht passieren. Dennoch blieben die ersten 20 Minuten ausgeglichen, bis auf das Manko, dass eine Überzahl mit guten Abschlüssen ungenutzt blieb.
Es gab weitere gute Einschussmöglichkeiten, so dass es ein munteres auf und ab war. Gleich nach dem Start des zweiten Abschnitts konnte Elena Böttrich (12.) den Anschlusstreffer erzielen. Zeit das Spiel zuwenden, aber Weißenfels stellte den alten Rückstand wieder her (27.). Als Andrea Gerdes auf die Strafbank wanderte, keimte die Hoffnung auf, die zweite Überzahl erfolgreich abzuschließen und erneut zu verkürzen. Aber mal wieder blieb das Special Team unter seinen Möglichkeiten, war unkonzentriert, mit dem Ergebnis, das Pauline Baumgarten den Ball eroberte und zum 1:4 einschob. Kampfgeist und Willen konnte man den Grimmaerinnen nicht absprechen, denn Daniela Kolbe konnte mit dem Ablauf der Strafzeit doch noch verkürzen (31.).
Im Überzahlspiel konnte Grimma in der Saison einige Tore erzielen, selbst der Erzrivale aus Weißenfels bekam das dabei zu spüren. Aber am Samstag war davon zu wenig zu sehen. Eine weitere Zweiminutenstrafe gegen Weißenfels Magdalena Tauchnlitz (32.) blieb deshalb ungenutzt. Möglichkeiten das Spiel zu drehen gab es also. Auch im Hinspiel gab es diese Phasen, in denen das Spiel seine Richtung hätte ändern können. Aber dazu braucht es auch etwas Spielglück. Dieses Glück wandert anscheinend immer mal von einer auf die andere Seite. Zuletzt war es in Grimma irgendwie zu Hause. Vergangenheit, denn wenn man kein Glück hat, dann kommt noch Pech hinzu. Tauchlitz war gerade von der Strafbank gekommen, dann stahl sich ein Fernschuss von Carla Benndorf durch Freund und Feind (35.). Tor. 2:5. Nach 40 Minuten mussten die Wikingerinnen einen Dreitore-Rückstand aufholen. Trotz klarer Vorgabe für das letzte Drittel gelang es nicht diese taktischen Vorgaben auf dem Spielfeld umzusetzen. Zunächst sollte es kein weiteres Gegentor geben. Die Mädels sollten sich mit klren Pässen etwas Selbstsicherheit zurück holen, um dann auch mehr spielerische Akzente nach vorn zu setzen. 20 Minuten können lang werden, lang genug um drei Tore aufzuholen. Aber gleich zu Beginn des Schlussakkords baute Weißenfels seinen Vorsprung auf vier Tore aus (42.). Damit war alles in der Kabine Gesagte nur noch Makulatur. 16 Sekunden später musste Böttrich wegen Stoßen auf die Strafbank. Man mag darüber streiten, ob es die richtige Entscheidung der guten Schiedsrichter Toni Schnelle und Oliver Hofmann war, aber Grimma muss in der Unterzahl besser agieren.
Nur 13 Sekunden brauchte die Cats, um den Vorsprung weiter auszubauen. Der Rest ist schnell erzählt. Anstatt sich aufzubäumen, den Rückstand zu verkürzen, Comeback-Qualitäten zu zeigen, ging das Spiel endgültig den Bach runter. Der Wille war nach dem 2:7 gebrochen. Weißenfels war im Finale die bessere Mannschaft, das muss man auch ehrlicher Weise sagen und anerkennen, zieht Kühne das Resümee zur Finalserie, der mikt seinem Co-Trainer Marcus Linke zum letzten Mal an der  Grimmaer Bande stand. Am Ende bleiben 3 Titel von 4 aus den beiden letzten Jahren sowie die erneute Wahl zur Mannschaft des Jahres im Landkreis. Das Tröstete die Wikingerinnen nach dem Spiel kaum, zu groß war die Enttäuschung nach der Schlusssirene. Dieser Erfolg wird aber bleiben, dass werden die Spielerinnen und ihr Trainerstab feststellen, wenn die erste Enttäuschung verflogen ist. Und dann darf man gespannt sein, wie Grimma den anstehenden Umbruch bewältigen wird. Und es bleiben aus den letzten Jahren vier Titel, zwei Pokalsiege und drei Europapokal-Teilnahmen auf der Habenseite. Auch nicht schlecht und Ansporn für den Neuanfang mit einem wahrscheinlich sehr jungen Wikingerinnen-Team.
MFBC Grimma – UHC Sparkasse Weißenfels               2:10 (0:2, 2:3, 0:5)