Sachsen. Innenminister Markus Ulbig und der Präsident des Landeskriminalamtes Sachsen, Dr. Jörg Michaelis, haben heute die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2015 vorgestellt.
Demnach wurden im Freistaat Sachsen im vergangenen Jahr 314.861 Straftaten registriert, 12.335 weniger als im Jahr 2014. Die Aufklärungsquote ist im Vergleich zum Vorjahr auf 55,7 Prozent gestiegen (2014: 54,8 Prozent).Die Entwicklung der Gesamtkriminalität in Sachsen wird durch den Rückgang der Eigentumskriminalität bestimmt. Delikte in diesem Bereich machen mit über 45 Prozent fast die Hälfte aller begangenen Straftaten aus. Innerhalb der Eigentumskriminalität sind insbesondere Diebstähle in/aus Boden-, Kellerräumen und Waschküchen, Diebstähle von Fahrrädern sowie Ladendiebstähle zurückgegangen. Dagegen sind Wohnungseinbrüche signifikant angestiegen. So weist die Kriminalstatistik für 2015 allein 4.257 Wohnungseinbrüche auf, 388 mehr als ein Jahr zuvor.
„Wohnungseinbrüche haben sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt. Eine Tatsache, die einem bundesweiten Trend entspricht. Sachsen ist dabei im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern noch relativ gering belastet. Gleichwohl ist jeder Wohnungseinbruchsdiebstahl einer zu viel, schließlich ist damit ein empfindlicher Eingriff in die Privatsphäre verbunden. Ich habe das Landeskriminalamt deshalb beauftragt, auf der Grundlage bun-desweiter Handlungsempfehlungen die bisherigen Maßnahmen in Sachsen weiter zu entwickeln“, sagte Innenminister Markus Ulbig. „Darüber hinaus werden wir die Zusammenarbeit auf Bundesebene und mit unseren Nachbarstaaten Polen und der Tschechien weiter verstärken. Damit wollen wir international agierenden Banden das Handwerk legen.“Neben staatlichen Maßnahmen ist auch jeder Bürger selbst gefordert, Vorsorge für sein Eigentum zu treffen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert bauliche Maßnahmen zum Einbruchschutz in bestehenden Wohngebäuden. Dass es sich lohnt, in den Einbruchschutz zu investieren, zeigt die Tatsache, dass über 40 Prozent der Wohnungseinbrüche im Jahr 2015 im Versuch „stecken“ geblieben sind.
Kriminalitätsentwicklung nach Phänomenbereichen
Diebstahl
Die Diebstahlsdelikte sind im Jahr 2015 gegenüber 2014 um 8.210 (5,7 Prozent) zurückgegangen. Die Diebstahlskriminalität wird bestimmt durch Diebstahl in/aus Kiosken und Geschäften (20,7 Prozent), gefolgt von Ladendiebstahl (16,9 Prozent). 26,6 Prozent aller aufgeklärten Fälle von Diebstahl unter erschwerenden Umständen wurden von Konsumenten harter Drogen begangen. Im Jahre 2009 lag dieser Anteil noch bei 15 Prozent.
Wohnungseinbrüche
Bei Wohnungseinbrüchen gab es im Jahr 2015 in Sachsen einen Anstieg um zehn Prozent auf 4.257 Fälle. Die Aufklärungsquote lag bei 20,7 Prozent (2014: 22,5 Prozent). Die Aufklärungsquote im Bund lag 2014 bei 15,9 Prozent. Für 2015 liegen noch keine Bundeszahlen vor.Kraftwagendiebstahl
Der Diebstahl von Kraftwagen ist im Freistaat Sachsen im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Insgesamt gab es 3.087 derartige Diebstähle. Zugleich hat sich die Aufklärungsquote weiter positiv entwickelt. Sie liegt mittlerweile wieder bei fast 30 Prozent. Die Entwicklung des Kraftwagendiebstahls ist auch Ausdruck der erfolgreichen Arbeit der seit Oktober 2013 ein-gerichteten Sonderkommission „Kfz“ beim Landeskriminalamt.
Durch die konzentrierte Bearbeitung ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften deutlich mehr Sammelverfahren zu bilden und Bandenstrukturen aufzuklären. Darüber hinaus hat sich die Zusammenarbeit mit Tschechien und Polen gerade in diesem Deliktsbereich nachhaltig verbessert. Durch mehrere Spiegelverfahren konnten grenzüberschreitend agierende Tätergruppen ermittelt und verurteilt werden.
Rauschgiftkriminalität
Nach einem kontinuierlichen Anstieg der Rauschgiftdelikte von 2009 bis 2014 gab es im Jahr 2015 erstmalig wieder einen Rückgang (- 6,2 Prozent). Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 9.834 Rauschgiftdelikte registriert. 43 Prozent aller erfassten Fälle waren Crystaldelikte.
Rückschlüsse auf die tatsächliche Entwicklung des Kriminalitätsphänomens lassen sich daraus nur bedingt ableiten. Rauschgiftkriminalität zeichnet sich durch ein besonders hohes Dunkelfeld aus. In diesem Deliktsfeld gibt es keine klassische Täter-Opfer-Beziehung. Das Bekanntwerden von Delikten ist deshalb selten auf Anzeigenerstattungen von Bürgern zurückzuführen. Viel-mehr spiegeln die dargestellten Fallzahlen maßgeblich den Umfang polizeilicher Maßnahmen wider.
Schwerpunkt polizeilicher Kontrollen sind insbesondere Händler- und Schmugglerstrukturen mit dem Ziel, möglichst viele Suchtmittel gar nicht erst auf den Markt gelangen zu lassen.
Ein Indiz für die nach wie vor hohe Verfügbarkeit illegaler Betäubungsmittel ist der Anstieg der Sicherstellungsmengen im Jahr 2015 bei fast allen Stoffgruppen: Crystal (15,6 kg; 2014: 13,1 kg), Kokain (50,5 kg; 2014: 23,3 kg), Haschisch (Großsicherstellung von 98,9 kg; 2014: 1,5 kg).
Kriminalität an der sächsischen Außengrenze
Die Kriminalität an der sächsischen Außengrenze (ohne ausländerrechtliche Verstöße) ist im Jahr 2015 gegenüber dem Jahr zuvor um 8,9 Prozent zurückgegangen. Insgesamt wurden 20.250 Fälle im Jahr 2015 erfasst. Sie liegt damit unter dem Niveau des Jahres 2007, dem letzten Jahr mit stationären Grenzkontrollen zu unseren unmittelbaren Nachbarstaaten Polen und Tschechien. Die Rückgänge betreffen die polnische und tschechische Grenze gleichermaßen. Deutlich angestiegen sind demgegenüber die ausländerrechtlichen Verstöße (von 3.459 Fälle im Jahr 2014 auf 7.264 in 2015). Diese Zunahme erklärt sich aus der verstärkten Zuwanderung und den steigenden Asylbewerberzahlen.
Wie im gesamten Freistaat Sachsen dominieren auch an der Grenze Diebstahlsdelikte. Sie nehmen mit knapp 46 Prozent fast die Hälfte aller Straftaten ein. Danach folgen Betrugsdelikte mit 11 Prozent und Sachbeschädigungen mit knapp 10 Prozent.Tatverdächtige
Die Polizei registrierte 94.463 Tatverdächtige, 3.676 weniger als im Jahr 2014. Darunter befanden sich 15.162 nichtdeutsche Tatverdächtige (2014: 12.579) sowie 6.283 tatverdächtige Zuwanderer (Asylbewerber, geduldete Ausländer, Bürgerkriegs-/Kontingentsflüchtlinge, illegal aufhältige Ausländer). Dies entspricht einem Anstieg um 61 Prozent im Vergleich zu 2014.
Innenminister Ulbig: „Um die Leistungsfähigkeit der Polizei langfristig zu sichern, hat das Kabinett in den letzten Wochen wichtige Entscheidungen zur Stärkung der Inneren Sicherheit in Bezug auf die sächsische Polizei getroffen. Dazu gehören die Schaffung von 1.000 neuen Stellen sowie die Aussetzung des Stellenabbaus bis 2020. Darüber hinaus wurde der Einstellungskorridor auf 500 erhöht. Diese zusätzlichen Kapazitäten werden wir perspektivisch unter anderem auch für die Stärkung der Kriminalitätsbekämpfung nutzen.“
Quelle: SMI – Sächsisches Staatsministerium des Innern