Naunhof. Mit einem ganztägigen Warnstreik haben die Beschäftigten der Stadt Naunhof am 17. März 2016 ihrer Forderung nach der Einführung des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD) erneut Nachdruck verliehen. „Wir werden nicht nachlassen, bis die Arbeitgeberseite endlich Gespräche mit uns aufnimmt“, sagte Jürgen Kretzschmar, der Mitglied der dbb Bundestarifkommission und der Verhandlungskommission für Naunhof ist. Wir haben die komplette Rede als Videomitschnitt.
Prominente Unterstützung erhielten die Streikenden aus Berlin. Willi Russ, der Zweite Vorsitzende und Fachvorstand Tarifpolitik des dbb, war eigens nach Naunhof gekommen, um den Beschäftigten den Rücken zu stärken. „Die Situation in Naunhof ist nahezu einmalig in Deutschland. Nicht nur, dass den Beschäftigten einer Stadt faire und transparente Arbeitsbedingungen nach Tarifvertrag vorenthalten werden. Sondern auch wegen der Halsstarrigkeit, mit der der Stadtrat schon die Aufnahme von Gesprächen darüber verhindert. Ich habe bereits unzählige Tarifkonflikte erlebt, aber dieses Verhalten der Gegenseite ist schlicht und ergreifend skandalös.“Betroffen waren von dem Warnstreik abermals die Bereiche Kita, Bauhof und Kernverwaltung. Sollte die Stadt sich weiterhin den Gesprächen verschließen, sei eine Ausweitung der Arbeitskampfmaßnahmen wahrscheinlich, erklärten die Gewerkschaftsvertreter. Von den Stadträten selbst ließ sich bei der Kundgebung niemand blicken, der überwiegende Dialog von Stadträten findet nach wie vor eher bei Facebook statt.
Hintergrund:
Seit 1994 haben die Beschäftigten von Naunhof keinen gültigen Tarifvertrag mehr. Die Stadt ist aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten. Bezahlt wird nur auf Grundlage einzelvertraglicher Regelungen. Vielfach bleiben die Bezahlung und Arbeitsbedingungen hinter denen der übrigen Beschäftigten im öffentlichen Dienst zurück.