Wurzen. Nach den jüngsten Zwischenfällen und Auseinandersetzungen, kommt nun auch sichtbare und vor allem auch langfristig Bewegung in das Thema Sicherheit in der Stadt Wurzen, versprachen zumindest die Teilnehmer des „Gipfeltreffens“ in Wurzen.
CDU-Landtagsabgeordnete Hannelore Dietzschold hatte nach der Auseinandersetzung zwischen ausländischen und deutschen Jugendlichen am Anfang des Jahres zusätzliches Personal in Wurzen gefordert und mit dem örtlichen CDU-Stadtverband eine Unterschriften dafür gesammelt. Etwa 750 Einwohner folgten der Aktion. Anfang Februar übergab Dietzschold die Listen in Dresden.
Am Montag kam es im Polizeistandort Wurzen zum „Gipfeltreffen“. Neben Innenminister Prof. Dr. Roland Wöller (CDU) (3.v.l), Landrat Henry Graichen (CDU) (2.v.l.), Oberbürgermeister Jörg Röglin (SPD)(4.v.l.), Grimmas Revierleiter Falk Donner (1.v.r.), Hannelore Dietzschold (CDU) (4.v.r.) und Simone Lüedkte (LINKE)(3.v.r.) war auch Polizeipräsident Bernd Merbitz (2.v.r.) in den Gesprächen am Vormittag involviert.
Im Ergebnis der Gespräche werden fünf zusätzliche Polizeibeamte ab Mai ihren Dienst in Wurzen antreten. Außdem soll auch die Streifenwagenflotte um ein Fahrzeug aufgestockt werden. Ein Standortverantwortlicher soll als Ansprechpartner für die Stadtverwaltung, Unternehmen, Vereine und Schulen eingesetzt werden. Mit den Maßnahmen und der ohnehin schon existierenden 24-Stunden-Besetzung, sei der Polizeistandort Wurzen gut aufgestellt, lobte der Minister das Ergebnis.
Sichtlich optimistisch begrüßte Oberbürgermeister Jörg Röglin die Ergebnisse der Runde: „Die Zusammenarbeit mit dem Grimmaer Revier ist deutlich besser geworden“. Die Stadt will ebenfalls ihren Beitrag leisten und zwei weitere Jugendsozialarbeiter einstellen. Unterstützung wird er dafür auch vom Landkreis bekommen, sicherte Landrat Henry Graichen zu. Wurzen benötige eine andere polizeiliche Ausstattung als andere Regionen des Landkreises, verdeutlichte der Landrat nochmal die Notwendigkeit der Maßnahmen. Er bedankte sich auch besonders bei den Polizisten die in den letzen Wochen und Monaten zusätzlich für Sicherheit in der Stadt gesorgt haben. Polizeipräsiden Merbitz versicherte, dass die neuen Polizisten aus keinem Revier abgezogen werde und damit auch keine Schwächung anderer Standorte stattfinden würde. Die Leipziger Polizeidirektion und auch das Revier Grimma wären in Sachen Personalquote in der Vergangenheit immer gut bedacht worden, so Merbitz. Gewohnt kämpferisch setzte der Polizeipräsdident sich für die Polizei in Wurzen ein: „Wir lassen nicht zu dass sich die Konflikte wie in den 90igern wiederholen„. Auch er lobte die Gesprächsbereitschaft zwischen Polizei, Kommune und Landkreis.
Kommentar Autor: Ein gutes Ergebnis für Wurzen, zumindest auf dem Papier. Die Praxis muss sich erst noch bewähren, denn in der Vergangenheit waren die eingesetzten Kräfte oftmals schlichtweg zu Wenige oder durch Einsätze im ländlichen Raum gebunden. In Sachen Personalmanagment war das Grimmaer Revier, welches auch Wurzen betreut bei hohem Krankenstand oder in der Urlaubszeit oftmals unterbesetzt, das zeigte sich vor allem in Situationen mit höheren Einsatzaufkommen. Nicht selten mussten zwei Streifenwagen besonders nachts das gesamte Muldental abdecken oder waren Streifenwagen für Bagatellen gar nicht verfügbar, das schaffte Unmut in der Bevölkerung, nicht nur in Wurzen die die Beamten auf der Straße dann ausbaden durften. In heiklen Situationen konnten die Beamten zwar auf Unterstützung aus anderen Revieren zurückgreifen, eine schnelle effektive Strafverfolgung vor Ort gestaltete sich aber vor allem durch lange Anfahrtszeiten schwierig. Wenn man bedenkt, dass Kräfte aus der Region teilweise auch dafür eingesetzt werden sachsenweit Reviere aufzufüllen, oder Streifenwagen die Leipziger Kollegen unterstützen bleibt zu wünschen, dass die neu geschaffenen Stellen auch mit Menschen aus der Region besetzt werden, das schafft Bürgernähe und Vertrauen. Für die hohe Belastung der Menschen die tagtäglich ihren Dienst für die Sicherheit der Bürger auf den Straßen des Muldentals tun, sind fünf Polizeibeamte mehr im Schichtsystem zumindest eine kleine Entlastung, denn im Schnitt würden damit etwa 1-2 Polizisten pro Schicht hinzukommen. Ein Tropfen auf den heißen Stein? Die Zusammenarbeit und Gesprächsathmosphäre der beteiligten Behörden stimmten optimistisch, hoffentlich für eine eingeleitete Kehrtwende, nicht nur für Wurzen. Es könnte ein Anfang sein. Sören Müller