Rettungsleitstelle bleibt länger in Grimma

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Grimma. Fakt ist, die volle Funktionsfähigkeit der neuen Integrierte Rettungsleitstelle in Leipzig verzögert sich weiter und die Leitstelle Grimma bleibt länger am Netz. Die Hilfsfristen bleiben Gott sei Dank vorerst gleich.

Die Rettungsleitstelle in Grimma wird länger in Betrieb bleiben, geplant war dass die Rettungseinsätze im Landkreis Leipzig ab März 2016 von den neuen Integrierten Rettungsleitstelle (IRLS) in Leipzig koordiniert werden. Carola Schneider, vom Rettungszweckverband Grimma teilte uns folgendes mit: „Die Inbetriebnahme IRLS Leipzig wird für die Bereiche Stadt Leipzig (September 2015) und Landkreis Nordsachsen (November 2015) voraussichtlich planmäßig verlaufen. Die zeitgleiche Überleitung der Leitstelle Grimma zur IRLS Leipzig für den Landkreis Leipzig und zur IRLS Chemnitz für den Kreis Döbeln war auf den 08.03.2016 geplant. Die technischen Voraussetzungen werden zwar am 08.03.2016 in der IRLS Leipzig, jedoch nicht in der IRLS Chemnitz aufgrund des dort aktuell erreichten Bautenstandes (Anm. d. R. Chemnitz sollte zum 01.07.2015 fertig sein)  und des Fehlens weiterer technischer Rahmenbedingungen im Landkreis Mittelsachsen vorliegen.“Die Leitstelle Grimma hat bezüglich der Überleitung ein Alleinstellungsmerkmal in Sachsen: sie ist die einzige Leitstelle, die auf zwei IRLS zu entflechten ist. Aufgrund der unterschiedlichen Einsatzanteile entfallen 75% Anteil auf den Landkreis Leipzig und 25% Anteil auf den Landkreis Mittelsachsen für den Kreis Döbeln. 16 Disponenten werden aufgeteilt, 12 Disponenten gehen zur IRLS Leipzig und 4 Disponenten zur IRLS Chemnitz. Eine alleinige Überleitung der Leitstelle Grimma zur IRLS Leipzig für den Bereich Landkreis Leipzig hätte zur Folge, dass 4 Disponenten für die Aufgabenerledigung Altlandkreis Döbeln bis zu einer möglichen Überleitung zur IRLS Chemnitz verbleiben würden, welche 24 Stunden/Tag Notrufannahme und Disposition abzusichern hätten. Aus Sicherheitsgründen ist die Leitstelle jedoch mit mindestens 2 Personen zu besetzen, so dass mit 4 Disponenten die Absicherung der Dienste nicht gegeben ist.Ein Rückgriff auf am Markt verfügbare Arbeitskräfte ist nicht möglich, da verfügbare Arbeitskräfte – im Ergebnis aus wiederholt durchgeführter Stellenausschreibungen im Zuge von Stellennachbesetzungen – nicht über die notwendige Ausbildungen (Rettungsassistent, Einstiegsebene der Laufbahngruppe Fachrichtung Feuerwehr, Ausbildung zum Disponenten) verfügen und darüber hinaus die erforderlichen Systemkenntnisse zur Bedienung des Einsatzleitsystems, der Funknotrufabfrage- und Alarmierungssysteme erst über einen längeren Einarbeitungszeitraum erworben werden können. 

Der Rettungszweckverband als Träger des Rettungsdienstes für den Landkreis Leipzig und den Landkreis Mittelsachsen, Region Döbeln hat einen satzungsrechtlichen Versorgungsauftrag, welchem er solange zu erfüllen hat, bis alle Voraussetzungen für eine zeitgleiche Überleitung der Leitstelle Grimma zu den IRLS Leipzig und Chemnitz geschaffen sind. Wie lange nun aber die Leitstelle Grimma länger am Netz bleibt ist noch unklar, dazu wird es in den nächsten Tagen Gespräche geben. Der laufende Betrieb der Leitstelle Grimma wird solange fortgesetzt, wie es notwendig ist. Durch Terminverschiebungen in der Überleitung der Leitstelle Grimma zu den IRLS Leipzig und Chemnitz ergeben sich Terminverschiebungen zur geplanten Umrüstung der Feuerwehr-, Katastrophenschutz- und Rettungsdienstfahrzeuge mit Digitalfunkausstattung im Landkreis Leipzig und Mittelsachsen, da deren Inbetriebnahme an die Funktionalität der IRLS Leipzig und IRLS Chemnitz gebunden ist. Die diesbezügliche Terminkoordination obliegt dem BOS – Landesprojekt.“

Im Zuge der Umstellung sollen auch ortsfeste Landfunkstellen eingerichtet werden. Warum? Und: Was verbirgt sich hinter dem Begriff? Wie funktionieren diese Landfunkstellen?
Die Einführung des Digitalfunks im Landkreis Leipzig umfasst u. a. neben der Aufschaltung der Leitstelle Grimma auf die IRLS Leipzig auch:
– die Anbindung des Landkreises Leipzig an das interne Netzwerk des Freistaates Sachsen;

– die Einrichtung ortsfester gemeindeübergreifender Landfunkstellen (OLF) mit Digitalfunk;

– die Umrüstung der Feuerwehreinsatz-, Katastrophenschutz- und Rettungsdienstfahrzeuge auf Digitalfunkausstattung;

– die Modernisierung der Katastrophenschutzzentrale des Landkreises LeipzigNach Feuerwehr Dienstvorschrift 100 stellen ortsfeste Landfunkstellen (OLF) ein einsatztaktisches Erfordernis dar und sollen ab Führungsstufe „C“ einer Einsatzleitung zur Verfügung stehen. Sie dienen mithin der lokalen Koordination von Einsätzen, insbesondere bei flächenübergreifenden Ereignissen oder Großschadenslagen. Eine direkte technische Anbindung der OLF an die Einsatzleitsysteme der derzeitigen Leitstellen und perspektivischen Integrierten Regionalleitstellen besteht nicht. Mithin erfolgt keine Entgegennahme von Notrufen und deren unmittelbare Bearbeitung durch die Einsatz-/Abschnittsleitungen der OLF. Nach Vorgabekriterien des BOS – Landesprojektes traf der Landkreis Leipzig eine exponierte Standortauswahl, beschränkt auf 14 – netzkapazitätsabhängige – gemeindeübergreifende digital ausgestattete ortsfeste Landfunkstellen in Bad Lausick, Böhlitz, Borna, Brandis, Naunhof, Frohburg, Geithain, Grimma, Groitzsch, Markkleeberg, Makranstädt, Regis – Breitingen, Wurzen und Zwenkau.

Die Rettungsleitstelle des Rettungszweckverbandes (RZV) Grimma existiert mittlerweile seit 1996. Von hier aus werden alle Einsätze im Landkreis Leipzig sowie dem ehemaligen Landkreis Döbeln gesteuert. An 18 Standorten stehen 16 Rettungswagen, 17 Krankentransporter sowie sieben Notarztfahrzeuge zum Helfen bereit.
Nach der Alarmierung sollten die Einsatzkräfte nach zehn Minuten vor Ort sein – in 95 Prozent aller Fälle, wie es der Gesetzgeber vorschreibt. Im Bereich der Rettungsleitstelle Grimma ist das in 94 Prozent aller Fälle so, „ein Spitzenwert“, wie Geschäftsführerin Schneider sagt. Wegen äußerer Einflüsse wie Straßensperrungen, geschlossenen Bahnschranken etc. lassen sich die Vorgaben nicht immer einhalten. Neben Rettungseinsätzen koordiniert die Leitstelle auch Krankentransporte,oder auch Entlassungen oder Verlegungen aus Krankenhäusern. Dabei handelt es sich um Einsätze, bei denen die Fahrzeuge ohne Sondersignal  unterwegs sind. Zu den Aufgaben der Leitstelle gehört ebenfalls die Alarmierungen von Feuerwehren, die Unterbringung psychiatrischer Patienten oder die Vermittlung angefahrener Wildtiere an Jäger.