Startschuss für Kunst am Lutherweg ist gefallen – 11-köpfige Jury wählt die vier Finalisten in Schaddelmühle aus

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Foto: Detlef Rohde

Es war ein langes Ringen für die 11-köpfige Jury, die sich aus Vertretern der Städte Mügeln, Leisnig, Döbeln und Grimma, dem Referenten der Lutherdekade, dem Landkreis Leipzig, den Künstlerhäusern Prösitz und Schaddel, den beteiligten Leadergebieten, der Akademie der Bildenden Künste Wien und einem Jugendkulturarbeiter und Künstler aus Weimar zusammensetzte. In einem komplizierten Punktesystem mussten vier Kunstwerke ausgewählt werden, deren Standorte demnächst in den Städten Döbeln, Leisnig, Mügeln und Grimma auf dem sächsischen Lutherweg entstehen werden.

Zwar standen in dieser Runde nur noch 8 Kunstwerke zur Auswahl, die von den Künstlern in Zeichnungen, Beschreibungen und Modellen präsentiert worden waren, dennoch merkte man den Jurymitgliedern an, dass es keine leichte Wahl war. Immer wieder berieten sich die Teilnehmer, diskutierten und fachsimpelten darüber, wem es gelungen war in seiner Präsentation die Ideen der Martin Luther – Epoche in die heutige Zeit zu transportieren und wie man die Bevölkerung in diesen Schaffensprozess einbeziehen kann.

Insgesamt hatten sich anfangs 17 Künstler mit 18 Entwürfen um die Vergabe zur Schaffung von insgesamt vier Kunstwerken auf dem sächsischen Lutherweg beworben. Die Künstler waren aufgerufen, Kunstwerke für den ländlichen Raum auf dem Sächsischen Lutherweg zu entwerfen, die sich mit dem Thema Luther und Reformationszeit auseinandersetzen.

Zum späten Mittag war am Dienstag die letzte Stimmabgabe und am Nachmittag standen die Gewinner fest.

Juliane Köhler Hannover / Kerstin Schaefer aus Stuttgart konnten mit einem Schriftzug aus einem Lutherzitat die Juroren überzeugen. Die 1974 in Grimma geborene Grafikerin, Malerin und Plastikerin hatte dabei schon fast einen Heimvorteil, immerhin geht in Grimma nichts ohne Luther und oder Kattharina von Bora und das nicht erst seit dem Lutherjahr. Die Künstlerinnen werden an verschiedenen Standorten und Hintergründen, wie unter anderem Bäumen und Felsen Texte und Zitate installieren, so dass der Betrachter sich auf seinem Weg mit dieser Epoche auseinandersetzen kann.

Stefan Knechtel, der einen „Globus“ entstehen lassen wird, wurde 1964 in Dessau geboren, studierte an der HTWK in Leipzig Buchkunst und lebt heute in der Nähe von Altenburg. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit ist er an der Westsächsischen Hochschule Zwickau Dozent für angewandte Kunst in Schneeberg.

Mit einer „Lutherbank“ will die Künstlerin Rosi Steinbach die Menschen anregen, sich mit den Themen des Reformators und ihrer Bedeutung heute auseinanderzusetzen. Rosi Steinbach wurde in Chemnitz geboren, studierte ab 1977 Anlagenbau an der Ingenieurhochschule in Köthen und wandte sich später der Keramik zu. Auf den Keramiken ist der Alltag der Menschen, die Kleidung und die Mode in der Lutherepoche dargestellt.

E. Andreas Hartzsch wurde 1958 in Chemnitz geboren und lebt und arbeitet heute im Glashof Hartzsch in Riesa. Mit seiner Skulptur aus Glas und Rochlitzer – Porphyrtuff „Die jungen Frauen“ hat er es als Vierter im Bunde geschafft, die Jury von sich und seiner Arbeit zu überzeugen. Dabei nimmt Hartzsch einen Bezug auf die Neuorientierung der jungen Frauen und ihrer Rolle in der Gesellschaft, die durch die Nonnenfluchten in Grimma und Nossen ausgelöst wurde. Diese Veränderungen des Frauenbildes zog sich durch alle Gesellschaftsschichten und schuf für die Frauen neue Freiräume in der Gesellschaftsordnung.

Frank Brinkmann, Sprecher der Jury, hebt eine besondere Herausforderung an die Künstler/Innen hervor, die unbedingt erfüllt werden muss. „Der Hauptschwierigkeitsgrad bei der Erstellung und Umsetzung der Kunstwerke ist es, die Bevölkerung in den Entstehungsprozess mit einzubeziehen. Unter dem weitläufigen Begriff „sozialisierte Kunst“ sollen die Kunstwerke in Mitarbeit von Schulen, Vereinen und allen anderen Interessenten entstehen und so ein Teil der Gemeinschaft werden. Ziel ist es, die Entstehung von öffentlicher Kunst nicht mehr nur von „oben“ zu regulieren, sondern einen gemeinsamen Schaffens- und Erhaltungsprozess mit den Bürgern der Städte Döbeln, Grimma, Leisnig und Mügeln entstehen zu lassen.“

Im kommenden Jahr werden die Bürgermeister der vier Städte die genauen Standorte der Kunstwerke in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und den Künstlern festlegen. Ein ganz besonderes Augenmerk wird darauf gerichtet sein, das die Bevölkerung und Vereine in die Arbeiten mit einbezogen werden, denn sie sollen später auch die Pflege ihrer Kunstwerke, an denen sie aktiv mitwirken, mit übernehmen.